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Ten Voorde übernimmt die Führung in Barcelona.

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Mobil 1 Supercup
Saison 2020

Eine Startkollision, zwei Neueinsteiger im Clinch, drei Rookies im Kampf um den Klassensieg, zwei Führungswechsel und ein strahlender Sieger Larry ten Voorde: Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ging es nicht nur wegen der Sommertemperaturen heiß her.

War das die Wende im Meisterschaftskampf des Porsche Mobil 1 Supercup 2020? #25 Larry ten Voorde (NED/Team GP Elite) gewann das Rennen auf dem Kurs bei Barcelona und übernahm auch die Führung in der Gesamtwertung, weil sein Meisterschaftskontrahent #2 Dylan Pereira (LUX/BWT Lechner Racing) nicht über Platz drei hinauskam.

Pole und Sieg – ganz so klar, wie es der nüchterne Blick auf die Ergebnislisten sagt, war das Rennen aber nicht: Porsche-Junior #1 Jaxon Evans (NZL/BWT Lechner Racing) nahm beim Start das Motto #AcceleratingPassion wörtlich und setzte sich mit einem sehenswerten Manöver über die Außenbahn in Kurve 1 an die Spitze.

Weit kam das Feld allerdings nicht: Beim Start blieb #4 Jean-Baptiste Simmenauer (FRA/Lechner Racing Middle East) auf seinem 8. Startplatz stehen, was mehrere Kollisionen auslöste. Es folgte erst das Safety Car, zwei Runden später sogar die rote Flagge und eine Rennunterbrechung.

Führung von Evans währt nur kurz.

Nach der Zwangspause wurde erneut gestartet, jetzt mit Evans auf der Pole. Wieder erwies sich der 2. Startplatz jedoch als besserer Startgrund.

Ten Voorde ging im Beschleunigungsduell auf gleiche Höhe, sicherte sich die Innenbahn für Kurve 1 und ging vorbei – ein Manöver von wahrer Meisterklasse, da er zudem noch gegen den von hinten heranschießenden Pereira dichtmachen musste. Die Führungsposition verteidigte er die verbliebenen neun von 14 Rennrunden ohne große Schwierigkeiten und fuhr nach einem Sieg und einem zweiten Platz in Silverstone nun Saisonsieg Nummer zwei ein.

Auch Pereira brillierte mit tollen Überholmanövern und zeigte, warum auch er ein Meister-Aspirant des Porsche Mobil 1 Supercup ist. Er hatte bereits nach einem enttäuschenden fünften Startplatz beim ersten Start eine Position gegen Rookie #24 Max van Splunteren (NED/Team GP Elite) gewonnen und wiederholte das Kunststück beim zweiten Start gegen #33 Florian Latorre (FRA/CLRT). Danach machte er gleich Druck auf Teamkollege Evans, den er nach dem Re-Start fast schon kassiert hätte. Die Frage war nun: Würde BWT Lechner Racing die Positionen tauschen, weil Pereira im Titelkampf vorne lag? Teammanager Walter Lechner Senior verzichtete auf solche Spielereien und ließ es seine Fahrer unter sich ausmachen.

Am Ende der 8. Runde entschied sich das Duell von ganz allein, und das gesamte Lechner-Team hielt den Atem an: Pereira beging einen Fahrfehler in der New-Holland-Kurve, die auf die Start-Ziel-Gerade führt. Der 485 PS starke Porsche 911 GT3 Cup zog gefährlich quer in Richtung Boxenmauer, doch Pereira bewies perfekte Fahrzeugbeherrschung und fing den Boliden wieder ein. Es kostete ihn nicht einmal eine Position, denn der dahinter fahrende Latorre bremste vor Schreck kurz ab, wodurch ihm der Überschuss auf der Zielgeraden fehlte.

Rookies liefern heißen Tanz um Platz fünf.

Dahinter gab es einen Abriss zu van Splunteren, der sich wie schon beim ersten Silverstone-Rennen einer ganzen Meute erwehren musste und einen Angriff nach dem anderen abblockte. Dabei wurde er unter anderem von zwei weiteren schnellen Rookies attackiert: Der Angriff von #3 Leon Köhler (GER/Lechner Racing Middle East) scheiterte, als er außen vor der Campsa-Kurve neben van Splunteren zog, und nach einer kleinen Berührung weit nach außen rutschte. Das nutzte #23 Marvin Klein (FRA/Martinet by Alméras) aus und ging auf die sechste Position.

Nun begann der Franzose van Splunteren zu bearbeiten, der wie schon in Silverstone ein Defensiv-Bollwerk der Extraklasse auffuhr und immer wieder die Kurven leicht mittig anbremste. Und tatsächlich gelang es dem Niederländer, Klein in einen Fehler zu treiben. Vorletzte Runde, Tatort Kurve 1: Klein verpasste den Bremspunkt und rutschte neben die Strecke, womit er bis auf Platz acht zurückfiel. Köhler und Routinier #5 Jaap van Lagen (NED/FACH AUTO TECH) nahmen das Geschenk dankend an und holten sich die Plätze sechs und sieben. Van Splunteren aber konnten auch sie nicht überwinden, der sich damit erneut den Sieg in der Rookie-Wertung sicherte.

Klein verlor in der letzten Runde auch noch Platz acht an seinen Teamkollegen und Porsche-Junior #22 Ayhancan Güven (TUR/Martinet by Alméras), der mit diesem Ergebnis im Meisterschaftskampf dennoch dramatisch an Boden einbüßte. Der Istanbuler hatte sich nach einer Kollision im Qualifying von Startplatz neun schon auf Rang sechs vorgearbeitet, als er sich beim Anbremsen der La-Caixa-Kurve verschätzte, in die Auslaufzone rutschte und wichtige Plätze verlor. Die Top 10 komplettierte hinter Klein #10 Marius Nakken (NOR/Dinamic Motorsport).

Kollision der Neueinsteiger.

Zum 6. Rennen des Porsche Mobil 1 Supercup wechselten in drei Cockpits die Fahrer. #11 Jaden Conwright (USA/Dinamic Motorsport), regulär fest beim italienischen Team eingeplant aber wegen der Corona-Krise zu Beginn der Saison nicht aus den USA ausgereist, übernahm das Cockpit von Moritz Sager. #32 Adam Eteki (FRA/CLRT) steuerte den zweiten CLRT-Porsche, den zuletzt Philippe Haezebrouck und Teamchef Côme Ledogar höchstselbst pilotiert hatten. Ausgerechnet diese beiden Neulinge gerieten in Kurve 1 im Kampf um Position zwölf aneinander. Conwright drehte dabei Eteki raus, der bis ans Ende des Feldes zurückfiel und letztlich 19. wurde. Der US-Amerikaner erhielt dafür eine Zeitstrafe von zehn Sekunden, die ihn auf Platz 18 zurückwarf.

So war es #8 Nicolas Misslin (MCO/Lechner Racing Middle East), der im Fahrzeug des bisherigen Gaststarters Julian Hanses als bester Neueinsteiger ins Ziel kam. Der Monegasse, der bereits seit 2018 im Porsche Supercup unterwegs ist, 2020 aber noch an keinem Rennen teilgenommen hat, kam als 15. sogar in die Punkteränge.

Startkollision reißt auch Michael Fassbender aus dem Rennen.

Ein weiterer Neueinsteiger war in diesem Rennen #911 Michael Fassbender (IRL/Porsche Motorsport). Der Hollywood-Star (u.a. "Inglourious Basterds", "12 Years a Slave", "X-Men") ersetzte allerdings niemanden im Cockpit, sondern brachte einen zusätzlichen Porsche 911 GT3 Cup ins Feld. Sein Debüt war jedoch schon nach wenigen Metern gelaufen. Was war passiert? Dazu müssen wir zum Start zurückblenden.

Simmenauer kam bekanntlich nicht vom Fleck – Kupplungsprobleme. Während #30 Lucas Groeneveld (NED/GP Elite) beim Ausweichen seinem Teamkollegen #26 Jesse van Kuijk (NED/Team GP Elite) in die Seite fuhr und dieser nach einem Check samt Reifenwechsel an der Box nur 17. wurde, knallte Rookie #31 Daan van Kuijk (NED/GP Elite) ins Heck des Franzosen. Er konnte das stehende Auto nicht sehen, weil es von einem seitlich vor ihm fahrenden Konkurrenten verdeckt wurde. Das löste eine Kettenreaktion aus, in die auch #12 Philipp Sager (AUT/Dinamic Motorsport), #19 Roland Bervillé (FRA/Pierre Martinet by Alméras) und eben Fassbender verwickelt wurden. Von allen Beteiligten konnte lediglich Sager weiterfahren. Der deutsch-irische Schauspieler musste hingegen die harte Seite des Motorsports kennenlernen und sein Fahrzeug mit einem kaputten Reifen abstellen.

Die Kollision führte zu einer Rennunterbrechung mit der Roten Flagge, was im Porsche Mobil 1 Supercup äußerst selten vorkommt. Der Grund: Die Aufräumarbeiten auf der Start-Ziel-Geraden mit zwei komplett havarierten Fahrzeugen dauerten länger als erwartet. Eine andauernde Safety-Car-Phase hätte die Renndistanz auf unter sieben Runden reduzieren können. Eine Halbierung der zu vergebenden Punkte wäre die Folge gewesen – schwierig im letzten Drittel des Meisterschaftskampfs, in dem jeder Punkt zählt. Die Verantwortlichen der Formel 1 konnten dem Porsche Supercup kurzfristig ein erweitertes Zeitfenster zusprechen. So wurde das Rennen nach vier Runden unterbrochen und nach der Reinigung der Strecke für neun weitere Umläufe neu gestartet.

Lindland marschiert Richtung ProAm-Titel.

In der ProAm-Wertung war es wieder einmal #20 Roar Lindland (NOR/Pierre Martinet by Alméras), der das Geschehen bestimmte. Schon mit Startplatz 18 hatte er einen deutlichen Vorsprung von mindestens vier Plätzen auf seine Konkurrenten. Diese vorteilhafte "Track Position" wusste er im Rennen zu seinen Gunsten zu nutzen: Er umschiffte die Startkollision und hielt anschließend mehrere Fahrzeuge zwischen sich und seinen direkten Gegnern, um sich auf Gesamtrang 16 den vierten Saisonsieg aus sechs Rennen zu holen.

Platz zwei ging an Teamkollegen #21 Clément Mateu (FRA/Pierre Martinet by Alméras), der mit lediglich 0,264 Sekunden Vorsprung auf Philipp Sager ins Ziel kam. Dieser hatte sich von der Startkollision erholt, fand aber keinen Weg an Mateu vorbei.

Nach diesem ereignisreichen Auftritt und drei Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden haben sich die Teams und Fahrer des Porsche Mobil 1 Supercup die 14-tägige Pause wirklich verdient. Jetzt werden die Kräfte noch einmal neu gesammelt, bevor es in die letzten beiden Rennen geht. Das erste führt nach Belgien. Dort heißt es: #ArdennesAwaiting – der berüchtigte Circuit de Spa-Francorchamps bringt Spannung und Vorfreude.

Gesamtplatzierung 6. Runde Porsche Mobil 1 Supercup, Barcelona

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* Soweit die Verbrauchs- und Emissionswerte als Spannen angegeben werden, beziehen sie sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots. Sie dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter wie z.B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoff-/Stromverbrauch, die CO2-Emissionen, die Reichweite und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.

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