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Begegnung mit Morris: Der Fahrer mit “Porsche-DNA” stellt sich 2025 einer neuen Herausforderung

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DTM
Manthey Racing

Mit einem Klassensieg in Le Mans und mehreren Markenpokal-Erfolgen im Gepäck startet Morris Schuring 2025 zum ersten Mal in der DTM. Was er zur Saisonhalbzeit zu sagen hat, lest ihr hier.

Morris Schuring lernt ziemlich schnell: Die Fakten seiner Motorsport-Karriere vor seinem 20. Geburtstag lassen daran keinen Zweifel. Dazu gehören ein Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans und mehrere Siege in den Topklassen des Porsche Carrera Cup.

Doch so ist es nun einmal im Sport – und besonders im Motorsport: Solche Erfolge in jungen Jahren bedeuten, dass man immer wieder neu gefordert wird.

Schuring belegte im Porsche 911 GT3 R mit der #91 von Manthey EMA in der FIA World Endurance Championship im vergangenen Jahr den zweiten Platz in der LMGT3-Klasse – und holte dabei auch den erwähnten Le-Mans-Sieg.

Leider bedeutete dieser Erfolg, dass er nicht im Team bleiben konnte, da sich sein FIA-Fahrerstatus von Silber auf Gold änderte. Für die LMGT3-Besetzung in der WEC gilt jedoch: Bronze, Silber, Gold oder Platin für je einen der drei Fahrer. Eine Umstellung war also unvermeidlich.

“Ich habe schon damit gerechnet”, gibt Schuring zu und erzählt, dass sein Team sogar dagegen argumentieren wollte. “Es ist schon seltsam, dass man erklären muss, dass man gar nicht so gut ist, wie es die Ergebnisse aussehen lassen!”

“Ohne Vertrag wäre es als Gold-Fahrer sehr schwierig geworden”, ergänzt er. Doch diesen Weg musste er nicht gehen, weil er einen Vertrag mit Porsche Motorsport hat – und beide Seiten wollten unbedingt, dass er mit Manthey Racing weitermacht.

“Die DTM war dann die naheliegendste Meisterschaft – auch, weil Manthey dort einen großen Namen hat. So konnte man dieses Programm als Junior aufbauen, gemeinsam mit Tommy [Preining] und Ayhancan [Güven].”

Naheliegend – vielleicht. Einfach – sicher nicht. Die WEC ist zwar kein Spaziergang, aber Schuring verschweigt nicht, dass der Druck in der DTM ganz anders ist als das Leben eines Silber-Piloten in einem Langstrecken-Team mit mehreren Fahrern.

“Ich finde, mental ist das eine der härtesten Meisterschaften überhaupt”, sagt Schuring am Norisring. “Man wird immer nur an seinem eigenen Ergebnis gemessen, man kann sich nicht verstecken, aber genau das macht die DTM so cool – man kann wirklich zeigen, was man kann.”

“Das mit so einem Team zu machen – für mich das beste GT-Team überhaupt – ist ein echtes Privileg.”

“Die Mentalität ist definitiv anders als in der WEC. Dort ist alles etwas entspannter, besonders als Silber-Fahrer – man darf keine Fehler machen, muss sein Tempo fahren und die Strategie umsetzen.”

“Aber man muss nicht permanent 110 Prozent geben – denn [wenn man das versucht] macht man eher Fehler. Hier muss man immer bei 100 Prozent sein.”

“Jede Session zählt, auch im Rennen muss man voll angreifen. Es ist auch nicht verpönt, mal Kontakt zu haben – das gehört hier einfach dazu. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen.“

Es ist allerdings kein Fahrstil, den Schuring nicht kennt – er ist schließlich eines der vielen Erfolgsbeispiele aus dem System des Porsche Carrera Cup. Er stimmt lachend zu, dass die DTM quasi wie Carrera Cup “auf Steroiden” ist.

“Es ist noch aggressiver”, sagt er. “Die Fahrer sind wacher, können mehr, weil man selbst im Kampf um P16 gegen Fahrer wie Rene Rast [dreifacher DTM-Champion und auch eine Erfolgsgeschichte des Porsche Carrera Cup] kämpft, Top-Leute.“

Schuring ist schon sehr jung in die Carrera-Welt eingestiegen – in einem Alter, in dem viele Gleichaltrige eher auf Formel-Nachwuchsklassen setzen.

“Für mich war immer klar: Ich will GT-Fahrer werden, kein Formel-Fahrer”, betont er.

“Wenn man sich die Formelserien anschaut – die Budgets sind irre, und in die Formel 1 schafft man es nur in absoluten Ausnahmefällen.”

“Am Ende sieht man viele Fahrer hier oder in der LMP2, im Hypercar, wo auch immer landen. Für mich war es eine durchdachte Entscheidung, früh in den Cup zu gehen – ich war in meinem ersten Jahr im Cup [im Porsche Carrera Cup Benelux] 15 Jahre alt.”

“Und es hat sich echt ausgezahlt, weil ich so das ganze GT-Umfeld sehr früh kennengelernt habe – das ist auch der Grund, warum ich jetzt mit 20 in der DTM fahren kann.”

“Sonst dauert es viel länger, weil man erst mit 19 aus dem Formelsport rauskommt, dann das Cup-Auto lernen muss, das zieht sich.”

“Mein Vater [Gerwin] war selbst Fahrer, ein Amateur, aber er kannte die Details im GT-Rennsport, und ich habe mich schon immer dafür interessiert. Also war es eine gemeinsame Entscheidung, dass wir diesen Weg gehen.”

“Ich bin richtig froh, dass wir es gemacht haben – und ich würde es jedem empfehlen.”

Auf diesem Weg im Porsche-Rennsport ergab sich dann auch plötzlich eine DTM-Chance, weil sein Physiotherapeut einen Test bei einem anderen GT-Kundenteam mitorganisiert hatte. Der lief “besser als gedacht” und führte zu einer Einladung zum offiziellen DTM-Young-Drivers-Test – “der lief auch gut”.

Es öffnete sich also ein zweiter Weg, der ihn vielleicht viel früher in die DTM gebracht hätte – doch Schuring ist sicher, dass er damals noch “zu jung” gewesen wäre.

“Ich bin froh, dass ich im Carrera Cup geblieben bin. Und ich wollte auch unbedingt im Porsche-Kosmos bleiben, weil ich mich als Fahrer mit Porsche-DNA sehe. Ich bin immer diese Serien gefahren, kenne das Auto gut, kenne das Umfeld, die Leute, die Teams – das ist sehr wichtig. Deshalb bin ich froh, dass ich das gemacht habe.”

Auch wenn er gewartet hat – DTM mit 20 Jahren, mit einem Champion wie Thomas Preining und einem starken Ayhancan Güven an seiner Seite, es ist eine echte Feuerprobe, auch wenn er das gleiche Automodell aus der WEC kennt.

“Hier hat man etwas mehr Leistung, eine andere BoP [Balance of Performance] – in der WEC wird das Drehmoment/die Antriebswelle gemessen, hier hat man nur Luftmengenbegrenzer. Das Auto ist etwas leichter, die Reifen sind andere [Goodyear in der WEC, Pirelli in der DTM]. Das ist der größte Unterschied.”

“Die Reifen spürt man am meisten, und auch das Gewicht, ehrlich gesagt. Die Reifen hier, ohne Heizdecken, sind sehr empfindlich. In der WEC hat man auch keine Heizdecken, aber da ist der Reifen leichter auf Temperatur zu bringen.”

“Hier dauert das ewig, es braucht ein ganz spezielles Aufwärmprozedere, vor allem im Qualifying. Ich glaube, das ist für jeden neuen Fahrer in der DTM die größte Herausforderung – dieser Reifen ist extrem speziell.”

Dazu kommt: Das Testen ist sehr begrenzt – “maximal fünf Tage, mehr ist nicht drin“. “Wir testen dann aber sehr effizient, fahren über 150 Runden und ziehen alles durch, was wir vorher geplant haben. Aber trotzdem – es ist nicht viel Testzeit.”

Wenig überraschend blieb er beim ersten Lauf in Oschersleben ohne Punkte.

Schuring sagt, er ”würde lügen”, wenn er behaupten würde, dass er damit zufrieden war. ”Aber ich wusste, dass es schwierig wird.”

“Man muss realistisch sein – und wenn man sich andere Rookies anschaut, ging es ihnen genauso. Es dauert einfach, bis man vorne mitfährt. Das hat mich nur bestätigt: Okay, wir müssen hart weiterarbeiten, um die Schritte vorwärts zu machen. Aber ich bin mir sicher, dass wir das schaffen.”

Das wurde auch schnell bewiesen. Bei seinem Heimrennen in Zandvoort holte Schuring direkt einen Top-Fünf-Platz, und auch wenn der Norisring deutlich komplizierter war, hat er sich inzwischen als Stammgast in den Punkten etabliert – Rang 14 zur Saisonhalbzeit.

Am Norisring-Wochenende sammelte aber auch ein Porsche 911 GT3 R – Preinings Auto – die meisten Punkte. Ein Beweis dafür, wie hart es für Schuring bleibt, selbst mit wachsender Erfahrung so schnell mit Teamkollegen dieses Kalibers mitzuhalten.

Preining und Güven, der 2025 einen großen Schritt gemacht hat, sieht er aber nicht als Gegner – das stellt Schuring klar: “Ich sehe das nicht so, dass wir gegeneinander fahren. Wir sind drei Fahrer, die wirklich als Team arbeiten.”

“Sie sind meine letzten Gegner auf der Strecke – zuerst kämpfen wir gegen die 21 anderen Fahrer, dann [erst] gegeneinander. Mir macht das Spaß.”

Seine Rechnung mit der WEC ist trotzdem noch offen – auch wenn er dem verpassten LMGT3-Titel vom letzten Jahr nicht nachtrauert.

“Es wäre schön gewesen – aber wenn ich wählen müsste zwischen einem Le-Mans-Sieg und dem Titel, würde ich sagen … das ist auf einem ähnlichen Level. Le Mans hat seinen ganz eigenen Reiz, aber ein Titel ist auch richtig cool.”

“Ich schaue nicht mit schlechten Gefühlen oder Reue zurück – ich bin froh, dass das Jahr so gelaufen ist. Das hat dazu geführt, dass ich jetzt hier bin.”

“Irgendwann will ich da auf jeden Fall zurück, vielleicht in einer anderen Klasse. Le Mans ist ein Ort, an den ich wieder möchte – aber ich setze mir da keinen Zeitplan. Irgendwann kommt das von selbst. Und wenn nicht, dann ist das halt so.”

“Im Moment konzentriere ich mich aber voll darauf, wo ich jetzt bin: hier in Deutschland in der DTM.“

Kurzfristig heißt das Ziel: das erste Podium – “das ist ganz klar“. Das ist wahrscheinlich eine Selbstverständlichkeit, und das gilt auch für die längerfristigen Ziele.

“Wenn ich eine Meisterschaft starte, will ich sie auch irgendwann als Champion beenden. Mittelfristig heißt das: DTM-Champion werden.”

“Langfristig will ich einfach weiter Rennen fahren, lange bei Porsche bleiben, in den höchsten Kategorienstarten und erfolgreich sein.”

Ob auch ein gemeinsames Rennen mit seinem Bruder dazugehört? Könnte sein – denn auch Flynt Schuring, anderthalb Jahre jünger, ist vorne dabei im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland und im Porsche Mobil 1 Supercup.

“Ich bin mir sicher, dass er irgendwann den Schritt machen wird – und dann haben wir noch viele Jahre Zeit, um mal zusammen ein Rennen zu fahren”, sagt Morris über Flynt.

“Ich fände es spannend zu sehen, wie das läuft – manchmal passt es, manchmal nicht. Ich glaube, es würde klappen, wenn wir beide unser Ego zur Seite legen! Aber irgendwann wäre das echt schön, ja.”

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* Soweit die Verbrauchs- und Emissionswerte als Spannen angegeben werden, beziehen sie sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots. Sie dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter wie z.B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoff-/Stromverbrauch, die CO2-Emissionen, die Reichweite und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.

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