Lange haben wir gewartet, 252 Tage nach dem Saisonfinale 2019 war es endlich soweit: die Ampeln sprangen wieder zu einem echten Rennen des Porsche Mobil 1 Supercup auf Grün. Und insgesamt 12.125 PS lieferten eine packende Show.
Am Ende war es das Team von Walter Lechner senior, das dem Heimrennen in der Steiermark seinen Stempel eindrucksvoll aufdrückte. Porsche-Junior #1 Jaxon Evans (NZL/BWT Lechner Racing) kontrollierte das Rennen von der Pole Position und fuhr einen souveränen Start/Ziel-Sieg heraus – gekonnt, kontrolliert und abgeklärt, wie man es von einem Porsche-Junior erwartet.
Dabei hatte zu Beginn des Wochenendes gar nicht so viel darauf hingedeutet, dass der 23-jährige Neuseeländer derart dominant auftreten würde. Im Freien Training nur Fünftschnellster, im Qualifying zunächst auf P4 gelegen, ließ er erst im letzten Anlauf des Zeittrainings den Hammer fallen. Die Pole Position war letztlich die halbe Miete. “Um das Rennen zu dominieren brauchte ich einen großartigen Start. Das hat geklappt, und es war schön zu sehen, daß zwei Teamkollegen gleich hinter mir fuhren.” resümiert Jaxon, der mit seinem Erfolg die Siegesserie der Porsche-Junioren in Spielberg fortsetzt.
Pereira sichert BWT-Lechner-Doppelsieg.
Evans verwaltete daraufhin seine Führung. Reifenmanagement? Kein Problem. Abstand nach hinten? Immer im grünen Bereich. Obschon sein Teamkollege #2 Dylan Pereira (LUX/BWT Lechner Racing) die Lücke nie auf mehr als eine Sekunde ansteigen ließ, hatte der Sportsoldat aus Luxemburg keine Chance, einen Angriff auf Evans zu starten.
Pereira selbst musste sich von Startplatz vier erst einmal an #33 Florian Latorre (FRA/CLRT) und #3 Leon Köhler (GER/Lechner Racing Middle East) vorbeiarbeiten. Der deutsche Rookie und Pereira nahmen Latorre auf der ersten langen Geraden nach dem Start in die Zange. Pereira außen vorbei, Köhler innen vorbei – das Lechner-Duo gab eine Lehrstunde in Sachen Teamarbeit.
Bärenstarker Rookie Köhler verteidigt Podestplatz.
Köhler zeigte ein hervorragendes Rennen und hielt den dritten Platz bis ins Ziel, was zugleich den ersten Platz in der Rookie Wertung bedeutete. Dabei konnte er immer die Pace von den deutlich erfahreneren Evans und Pereira mitgehen. „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet“, war Köhler über seine eigene Leistung ein wenig verblüfft.
Er brachte es jedenfalls fertig, keinen geringeren als Porsche-Junior #22 Ayhancan Güven (TUR/Martinet by Alméras) erfolgreich hinter sich zu halten. Güven musste sich von Startplatz fünf aus zunächst am schwächelnden Latorre vorbeikämpfen, was ihm im Laufe der ersten Runde gelang. In den folgenden Runden konnte er eine Lücke zu den ersten drei zufahren und zog die Verfolger mit.
So brachte er eine Gruppe von acht 485 PS starken Porsche 911 GT3 Cup zusammen, die um die Spitze kämpften. Dieser Zwischenspurt hatte aber scheinbar zu viel von den Reifen gefordert. Ab Rennhälfte zwei verlor er allmählich an Boden. Letztlich unterlief ihm noch ein folgenschwerer Fehler: Unbedrängt auf Platz fünf liegend überschritt er mehrfach die Track Limits. Die daraus resultierende Fünf-Sekunden-Strafe warf ihn im Schlussklassement bis auf Platz acht zurück.
Zu dritt in die Rindt-Kurve. Kann das gutgehen?
Dass Güven Luft nach hinten hatte lag daran, dass Latorre hinter ihm das ganze Rennen über eine Abwehrschlacht schlagen musste, wobei er drei weitere Fahrer in einen packenden Kampf verwickelte. Schon in der ersten Runde hatte er drei Positionen an Pereira, Köhler und Güven verloren.
Nun bedrängten den Franzosen #25 Larry ten Voorde (NED/Team GP Elite), Rookie #4 Jean-Baptiste Simmenauer (FRA/Lechner Racing Middle East) und Rookie #23 Marvin Klein (FRA/Martinet by Alméras) im Kampf um Position fünf. Anfänglich mischte auch noch #5 Jaap van Lagen (NED/FACH AUTO TECH) in dieser Gruppe mit. Er schied aber mit einem Reifenschaden aus.
Das Quartett ließ es in der zehnten von 17 Runden richtig krachen: Zu Dritt nebeneinander fuhren Latorre, ten Voorde und Simmenauer auf die Rindt-Kurve zu. Für drei Porsche 911 GT3 Cup war da allerdings kein Platz. Während sich ten Voorde auf der Innenbahn durchsetzte, kollidierten Latorre und Simmenauer leicht. Irgendwie überstanden alle diese Situation, die Fronten waren damit jedenfalls geklärt.
Drei Rookies in den Top 10.
Ten Voorde fuhr am Ende den fünften Platz ein, Latorres mühsames Rennen im Rückspiegel endete auf Platz sechs – Simmenauer fand im französischen Duell keinen Weg mehr vorbei, sicherte sich aber Platz 2 der Rookie Wertung. Wegen der Zeitstrafe gegen Güven rückten sie alle noch einen Platz auf. Gleiches gilt für Rookie #23 Marvin Klein (FRA/Martinet by Alméras), der sich mit einem siebten Platz bei seinem ersten Rennen ebenfalls stark verkaufte.Im Mittelfeld fuhr #10 Marius Nakken (NOR/Dinamic Motorsport) lange Zeit ein einsames Rennen auf Platz neun, bekam jedoch in den letzten Runden Besuch von #16 Laurin Heinrich (GER/MRS GT-Racing). Dieser hatte sich zuvor mit ein paar feinen Manövern an #31 Daan van Kuijk (NED/GP Elite), #6 Jordan Love (AUS/FACH AUTO TECH) und #8 Julian Hanses (GER/Lechner Racing Middle East) auf die zehnte Position vorgearbeitet. Für einen Angriff auf Nakken war das Rennen aber zu kurz.
Fotofinish um den letzten Punkt.
Hanses, Love und D. van Kuijk blieben zurück und machten die Plätze elf bis 13 untereinander aus, auf denen sie auch in dieser Reihenfolge einliefen. Die letzten Punkte gingen an Daans älteren Bruder #26 Jesse van Kuijk (NED/Team GP Elite) und #24 Max van Splunteren (NED/Team GP Elite). Der verlor in einem Fotofinish gegen #30 Lucas Groeneveld (NED/GP Elite) zwar den verbliebenen Punkt. Eine nachträgliche Zeitstrafe (Tracklimits) versetzte Groeneveld aber auf P17 – und van Splunteren auf P15. Ein verdienter Punkt für den schnellen Max, der sich früh im Rennen bei einem Angriff auf GP-Elite-Teamkollege D. van Kuijk in der Lauda-Kurve weggedreht und wieder zurück ins Rennen gekämpft hatte.
Im Familienduell mit Sohn Moritz hatte #12 Philipp Sager (AUT/Dinamic Motorsport) das Nachsehen. In der ProAm Wertung holte der Vater jedoch den ersten Platz – Felix Austria, was für ein Heimspiel für die Sager-Boys. #20 Roar Lindland (NOR/Pierre Martinet by Alméras), wegen Bremsenproblemen in der Outlap aus der Boxengasse gestartet, holte Platz 2 bei den ProAms vor Teamkollege #19 Stéphane Denoual (FRA/Pierre Martinet by Alméras).
Altersrekord! Jüngster Fahrer in der Geschichte des Porsche Mobil 1 Supercup.
Jenseits der Punkteränge stellte #14 Mateo Llarena (GTM/MRS GT-Racing) einen neuen Rekord im Porsche Mobil 1 Supercup auf: Mit 16 Jahren, vier Monaten und neun Tagen ist der Youngster aus Guatemala der jüngste Fahrer, der in der fast 30-jährigen Geschichte des Markenpokals an den Start gegangen ist. Er beendete sein erstes Rennen auf Position 19.