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Obwohl es nur halb so lang ist wie die 24 Stunden von Daytona oder Le Mans, hat Sebring den Ruf, eines der härtesten Rennen im Rennsportkalender zu sein.
Nicht ohne Grund gelten die 12h von Sebring als eine der härtesten Herausforderungen im Rennsport. Auch wenn nur halb so lang wie die legendären Rennen von Daytona oder Le Mans, ist Sebring genauso anspruchsvoll. Letztes Jahr wagten sich acht Spitzenklasse-Boliden an den Start der 12h, doch lediglich zwei überquerten die Ziellinie.
Sebring, einst Militärflugplatz und Trainingsgelände, gehört zu Amerikas legendärsten Rennstrecken. Seit ihrem ersten Rennen in der Silvesternacht 1950, prüft sie den Mut und das Können ihrer Fahrer. Mit ihren Unebenheiten ist Sebring holpriger als die meisten anderen Strecken. Porsche-Fahrer Laurens Vanthoor behauptete, bei seinem ersten Test im Jahr 2017 fast einen Zahn verloren zu haben – ein Scherz, den nicht alle verstanden. Das Rennen findet im März im Herzen Floridas statt, wo die Temperaturen bis zu 26 Grad Celsius erreichen können. Dabei liegt oft eine schwüle, drückende Luft über dem Asphalt und Platzregen ist keine Seltenheit. Auch wenn Sebring nicht der epischen Länge der 24h von Le Mans entspricht, ist das 12h-Spektakel vollgepackt mit Herausforderungen, die sowohl Mensch als auch Maschine an ihre Grenzen bringen.
Begleite uns auf eine Runde mit dem Porsche 963, und erfahre, was Sebring so anspruchsvoll macht. Gleich nach dem Startschuss geht es von der Start-Ziel-Gerade direkt in eine enge Linkskurve – bekannt für ihre Unebenheiten. Sie schüttelt das Fahrzeug ordentlich durch und macht es schwierig, die PS auf die Straße zu bringen und wieder heraus zu beschleunigen. Genauso herausfordernd ist es, die Spur zu halten, während man über die Buckel rattert. Diese Herausforderung ist typisch für Sebring und entsteht durch einen Mix unterschiedlicher Fahrbahnbeläge, erkennbar an den variierenden Asphaltfarben. Die Strecke wurde über die Jahre kaum renoviert und wird Jahr für Jahr von der gnadenlosen Sonne Floridas gegrillt. Die Abschnitte um die Kurven 3, 4 und 5 scheinen mit ihren langgezogenen Linkskurven zunächst einfach, doch der ungleichmäßige Fahrbahnbelag erschwert das Handling.
Mit Vollgas unter der Brücke durch und um die Big Bend-Kurve kann das Fahrzeug auf bis zu 300 km/h kommen, bevor es für die Haarnadelkurve 7 drastisch auf 70 km/h abbremsen muss – und ja, auch diese Kurve ist holprig. Bei der Beschleunigung heben die Bodenwellen den Wagen beinahe vom Asphalt und über die Randsteine, bevor er durch die Fangio-Passage und auf die enge und schmale Kurve 10 zu schießt. Dort angekommen, lässt der geringe Platz kaum eine Korrektur zu, sollte man die Ideallinie verpassen. Hinter Kurve 10 weitet sich die Fahrbahn in die langgestreckte Linkskurve von Collier. Hier haben die Fahrer die Chance Vollgas zu geben, auch wenn die Kurve nicht ganz einfach ist. Sie müssen vollends Vertrauen auf Abtrieb und Haftung haben, da auf 200 km/h beschleunigt werden kann, bevor man scharf rechts in Kurve 12 einlenkt. Die 12 ist eine 90-Grad-Rechtskurve und ebenso eng wie anspruchsvoll. Sie ist derart uneben, dass die Fahrzeuge kaum Traktion finden und erst nach 50 Metern voll beschleunigen können. Die Fahrer müssen das Gas dosieren, um zu verhindern, dass das Heck ausbricht. Kurve 14, bekannt als Bishop, ist eine rasante Linkskurve, die von den leistungsstarken IMSA-Boliden mit Vollgas durchfahren werden kann. Scharf bremsen müssen Fahrer direkt am Ausgang, um Kurve 15 sauber zu kriegen – sie ist tückischer, als der Streckenplan vermuten lässt. Mutige Fahrer können hier wertvolle Sekunden gut machen, gehen aber ein hohes Risiko ein. Die letzte Kurve, Le Mans, ist trotz ihres Namens eine der einfachsten der Strecke. Der einzige Kniff ist, dass sie direkt in eine Gerade mündet. Entscheidend ist ein perfekter Kurvenausgang, um die Höchstgeschwindigkeit entlang der ganzen Geraden zu nutzen – vorbei an den Boxen und zurück zur ersten Kurve. Jetzt nur noch etwa 321 Runden, und die 12h von Sebring sind geschafft!
Felipe Nasr gewann 2019 die 12h von Sebring. Er ist auch Teil des Teams, das die 24h von Daytona für sich entschieden hat. Er und Teamkollege Dane Cameron gehen als Führende in die IMSA-Wertung vor Sebring. „Sebring ist einzigartig, eine gnadenlose Rennstrecke, die einem an die Grenzen bringt – sowohl das Fahrzeug als auch den Fahrer“, erklärt Nasr.
„Denn sie ist verdammt uneben und auch lang, mit einem vielfältigen Kurvenspektrum. Kurve 1 ist schnell und ruppig, gefolgt von einem Mittelsektor, der unkonventionelles Bremsen erfordert. Hinzu kommt die Hitze, die das Fahrzeug zusätzlich strapaziert. Doch das Event an sich ist einfach umwerfend – die Atmosphäre der Strecke, das Ereignis, das pulsierende Infield und die leidenschaftlichen Fans. Ihre Begeisterung für diesen Ort macht alles wirklich einzigartig.“ “Ich empfinde Sebring als ein Paradebeispiel amerikanischer Rennsportkultur, geprägt von der Aura der Strecke und des Ortes selbst. Es startet bei Tageslicht und findet seinen Höhepunkt in der Nacht – wann es immer reich an Action ist. Die Herausforderung auf der Strecke zu bleiben und um den Sieg zu ringen, wächst für jeden mit der Zeit.“ „Letztes Jahr lagen wir schon fast vorn, doch am Ende hat es nicht ganz gereicht. Dieses Jahr gehen wir besser gerüstet ins Rennen, was wir bereits in Daytona unter Beweis stellen konnten. Doch jedes Rennen bedeutet einen Neuanfang. Jeder Tag und jede Trainingseinheit verlangen nach Anpassung und Flexibilität.“
Porsche hält den Rekord für die meisten Gesamtsiege bei den 12h von Sebring mit insgesamt 18 Siegen. Angefangen im Jahr 1960, als das legendäre Trio Jo Bonnier, Olivier Gendebien und Hans Hermann im eleganten Porsche 718 RS60 die Konkurrenz hinter sich ließen. Eine der bedeutendsten Ergebnisse Porsches in Sebring war jedoch kein Sieg. Filmstar Steve McQueen verpasste knapp den Triumph, als er kurz vor dem Ziel überholt wurde. Er nutzte das Rennen als Training für den Film „Le Mans“, wo er im berühmten Porsche 917 fuhr.
Von 1976 bis 1988 dominierte Porsche das Rennen mit einer Vielfalt an Modellen und setzte 20 Jahre später, mit einem triumphalen Sieg ein weiteres glänzendes Ausrufezeichen.
Im Porsche 963 mit der Startnummer 6 bilden Fred Makowiecki, Mathieu Jaminet und Nick Tandy ein Team. Im Wagen mit der Nummer 7, dem Champion der 24 Stunden von Daytona, verstärkt Matt Campbell das etablierte Fahrerduo Dane Campbell und Felipe Nasr.