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Verschiedene Werdegänge, gleicher Traum: Die Beiden, die sich als Porsche-Junioren einen Namen machen

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Obwohl Theo Oeverhaus und Alessandro Ghiretti einen unterschiedlichen Werdegang haben, sind sie nun als Porsche-Junioren auf demselben Weg. So sieht der Verlauf ihrer Saisons 2025 bislang aus.

Die beiden Porsche-Junioren, die 2025 das Vertrauen von Porsche Motorsport zurückzahlen wollen, könnten unterschiedlicher kaum sein.

Vielleicht nicht geografisch, auch wenn Theo Oeverhaus aus Norddeutschland stammt und Alessandro Ghiretti aus Südfrankreich.

Aber in ihrer Rennkarriere könnte man den Unterschied kaum deutlicher sehen.

Der eine – Ghiretti – ist 23 Jahre alt, bestreitet sein zweites Jahr im Programm und fuhr zuvor im internationalen Kartsport und in Formelrennserien.

Ghiretti war während seiner insgesamt erfolgreichen Zeit in der Formel 4, einer Phase, die ihm nicht nur Siege, sondern auch internationale Titel einbrachte, sogar Formel-1-Junior. Danach folgte er jedoch dem Ruf des Sportwagensports im Allgemeinen und dem Porsche Carrera Cup im Speziellen.

"Ich war schon als Kind ein großer Porsche-Fan, für mich als Franzosen war es ein Traum, eines Tages in Le Mans zu fahren", sagt Ghiretti.

"Und in Le Mans kann man nicht mit Formelautos fahren. Ich denke, es war ein gutes Training, meine Karriere so zu beginnen."

Oeverhaus ist drei Jahre jünger, Porsche-Junior im ersten Jahr, und in seinem Lebenslauf findet man weder Formelautos noch ein Formel-1-Juniorenprogramm.

Stattdessen begann er im DMV Cup – "die günstigste Serie, die man fahren kann", wie er sagt, wo er "viel gelernt hat". Und nur zwei Jahre später folgte ein Gaststart in der DTM, dem vielleicht härtesten GT3-Wettbewerb weltweit.

"Es war auf jeden Fall ein hartes Wochenende, weil ich gleichzeitig auch in der [Rahmenserie] DTM Trophy gefahren bin", erinnert er sich.

"Das war ein Doppelprogramm – und wenn man an einem Tag drei- oder viermal vom GT4-Auto ins GT3-Auto wechselt, wo der Unterschied wirklich riesig ist, ist es extrem schwierig, in jeder Session das Maximum herauszuholen."

Diese sehr unterschiedlichen Hintergründe kreuzten sich erst später, obwohl beide entschlossen waren, sich in den zahlreichen Porsche-Markenpokalen zu beweisen.

Oeverhaus startete im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland und gewann in der Winterpause den Titel im Porsche Carrera Cup Middle East. Ghiretti sorgte sofort für Aufsehen im Porsche Carrera Cup France. 2024 holte er den Titel, sowohl in der französischen, als auch in der asiatischen Serie.

Besonders eindrucksvoll: Er gewann die beiden Titel innerhalb einer Woche – erst sicherte er sich die französische Meisterschaft bereits im Qualifying in Portimão und feierte diese mit einem Doppelsieg, danach flog er nach Shanghai, um dort die andere Meisterschaft zu holen.

Gemeinsam haben die beiden also, dass sie in diesem System bereits Sieger waren – sowohl vor als auch nach ihrem Eintritt ins Porsche Motorsport Junior Programm.

Oeverhaus fuhr in diesem Jahr beim Saisonauftakt des Porsche Mobil 1 Supercup in Imola, der zum Formel-1-Rahmenprogramm gehört, von der Pole-Position zu einem Start-Ziel-Sieg.

Ghiretti wurde in diesem Rennen dagegen früh durch einen Massencrash aus dem Rennen gerissen: "Wie jedes Jahr ist Imola für mich ein Albtraum", scherzt er. Doch danach legte er richtig los, erarbeitete sich die Führung sowohl im Porsche Mobil 1 Supercup als auch im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland.

Es handelt sich um die gleiche Art von Rennen in beiden Serien, aber es gibt subtile Unterschiede, die tatsächlich deutlich zu spüren sind – auch über die Tatsache hinaus, dass der Porsche Mobil 1 Supercup eine Serie mit einem Rennen pro Lauf ist, während der Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland zwei Rennen pro Wochenende umfasst.

"Ich denke, das größte Thema ist der Zeitplan", erklärt Oeverhaus, der ebenfalls Vollzeit in beiden Meisterschaften fährt.

"Im Supercup ist es etwas kniffliger mit der Fahrzeit – man hat weniger Zeit auf der Strecke, muss sich aber an neue Bremspunkte gewöhnen.”

"Die Formel 1 fährt mit anderen [Werbebanden von] Sponsoren an der Strecke, daher ist [in Bezug auf die Bremspunkte] alles neu im Vergleich zu den Tests.”

"Und auch der Grip ist anders, weil die F1-Fahrzeuge andere Linien fahren als zum Beispiel die DTM. Wo die DTM über die Kerbs fährt, macht die F1 das nicht – und manchmal muss man sich im Supercup eben an die F1-Linie anpassen."

Die vergleichsweise wenigen Trainingskilometer am Wochenende, mit nur einem Freien Training am Freitag, können hart sein – aber das gehört zur Herausforderung. Schließlich stehen diese Serien an der Spitze der Markenpokale.

"Ehrlich gesagt ist mir das egal, solange es für alle gleich ist. Ich fahre gerne viel, aber wenn es nur drei Sessions am Wochenende sind, ist das für mich auch okay", sagt Oeverhaus.

Nach seinem Imola-Sieg erlebte er allerdings auch schwierigere Phasen: Im Porsche Mobil 1 Supercup liegt er aktuell auf Platz acht, im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland auf Platz vier.

Aber wenn es lief, dann richtig: Beim Saisonauftakt des Porsche Carrera Cup France im April holte Oeverhaus zweimal die Pole – mit Abständen von 0,646 und 0,352 Sekunden – und führte insgesamt 37 der 38 Runden in den beiden Rennen an.

Solche Leistungen haben besonderes Gewicht im Porsche 911 GT3 Cup, auch als 992 Cup bekannt – ein Auto, das darauf ausgelegt ist, Talent sichtbar zu machen. Man lernt darin auch, sich im direkten Duell durchzusetzen.

"Es gibt viel Kontakt", sagt Ghiretti. "Das gehört dazu. Die Räder sind gut geschützt, dadurch kann man mehr riskieren. Es ist eine andere Art von Racing, wirklich schön und macht großen Spaß."

In der deutschen Serie und im Porsche Mobil 1 Supercup treffen Ghiretti und Oeverhaus regelmäßig auf dieselben Konkurrenten. Viele davon sind hochkarätige Fahrer, die selbst Ambitionen haben, Porsche-Junioren zu werden oder Porsche Motorsport auf höchstem Niveau zu vertreten.

Es stellt sich die unangenehme Frage, ob sie das Gefühl haben, eine Zielscheibe auf dem Rücken zu haben, wenn sie herausfahren und gegen diejenigen antreten, die diese Chance gerne hätten.

"Das ist eine schwierige Frage", gibt Oeverhaus zu. "Ich denke, es gibt viele Fahrer, die es verdient hätten, Porsche-Junior zu sein. Das Feld liegt so eng beieinander. Ich würde sagen, die besten 12 Fahrer können hier jederzeit die Pole-Position holen. Es ist extrem knapp und schwierig, dieses kleine Quäntchen mehr zu finden, um besser als die anderen zu sein."

Und er hat recht: Der durchschnittliche Abstand von der Pole bis Platz 12 lag in diesem Jahr im Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland bei 0,924 Sekunden, im Porsche Mobil 1 Supercup bei 0,556 Sekunden.

Beim letzten Supercup-Rennen in Ungarn fehlten Oeverhaus nur 0,145 Sekunden auf die Pole – trotzdem startete er nur von Rang acht.

"Natürlich schauen alle auf dich, wenn du durch die Hospitality gehst, und denken: 'Warum habe ich nicht den Job als Porsche-Junior bekommen?' Aber es ist extrem knapp und ich bin einfach super glücklich, dass ich es geschafft habe.”

"Aber ich würde nicht sagen, dass sie im Rennen härter gegen uns fahren. Man will immer alle anderen schlagen, nicht nur den Porsche-Junior."

"Ja, da stimme ich völlig zu", sagt Ghiretti. "Es ist mein zweites Jahr als Porsche-Junior – im ersten Jahr war das vielleicht noch präsenter in meinem Kopf. Jetzt sind wir zu zweit, das macht es leichter.”

"Ich bin einfach stolz und dankbar, dass Porsche mich ausgewählt hat. Ich will Rennen gewinnen, Porsche stolz machen und zeigen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben."

Natürlich gibt es auch Konkurrenz zwischen den beiden. Besteht da die Gefahr, dass das überkocht?

"Also, es bringt nichts, wenn wir uns gegenseitig ins Auto fahren", sagt Ghiretti. "Es sähe einfach dumm aus, wenn beide Porsche-Junioren gleichzeitig ausfallen. Außerdem fahren wir auf der Strecke nicht immer direkt hintereinander. Das Feld ist auf so hohem Niveau, dass oft auch andere Fahrer zwischen uns liegen. Und wenn wir mal direkt gegeneinander fahren, sind wir gut und klug genug, um einen Unfall zu vermeiden."

Ghiretti peilt in diesem Jahr beide Titel an, doch für ihn und Oeverhaus ist klar: Am Ende der Saison wollen sie das Gefühl haben, alles gegeben und keine Ergebnisse verschenkt zu haben.

Darüber hinaus sind ihre langfristigen Ziele klar.

"Mein absoluter Traum wäre es, in Le Mans mit einem Hypercar zu fahren und dort zu gewinnen – das wäre der größte Erfolg meines Lebens", sagt Ghiretti. "Davon bin ich noch sehr weit entfernt, aber ich arbeite jeden Tag hart dafür."

"Ja, für mich ist es das Gleiche", bestätigt Oeverhaus. "Wenn man diesen Weg geht, den wir gehen, ist das Ziel eines jeden Fahrers, Le Mans zu gewinnen, ebenso die WEC, die Langstrecken-Weltmeisterschaft. Das sind die höchsten Ziele, die man erreichen kann. Wir können nicht in die Formel 1. Für mich ist es dasselbe: Le Mans und die WEC, da will ich die Spitze erreichen."

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* Soweit die Verbrauchs- und Emissionswerte als Spannen angegeben werden, beziehen sie sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots. Sie dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter wie z.B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoff-/Stromverbrauch, die CO2-Emissionen, die Reichweite und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.

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