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Starker Start.
Das 100. Jubiläum der 24 Stunden von Le Mans sind zu Ende und mit einer guten Performance im ersten Renndrittel beweisen die Porsche Teams, zu was sie fähig sind. Aber es wäre nicht Le Mans ohne eine Vielfalt an Rennsituationen: Von langen Safety-Car-Phasen über mehrere Unfälle und Ausfälle sowie abschnittsspezifische Wetterwechsel war alles dabei. Für Porsche Penske Motorsport und die Customer Racing Teams war das Rennen auf der Circuit de la Sarthe ein konstanter Vorwärtskampf. Dennoch: in der GTE Am-Klasse erreichte GR Racing das Podium.
Im ersten Drittel des historischen Rennens verlief es für alle Porsche Teams positiv: Die Porsche 963 und 911 RSR Fahrzeuge arbeiteten sich beständig durch das Fahrerfeld oder konnten gute Platzierungen halten. Der einzige Wermutstropfen waren die langen Safety-Car-Phasen. Zumindest kam das Publikum aber in den Genuss, das führende Safety-Car in der 75-Jahre Sonderlivery zu bewundern.
Schon in den ersten dreißig Minuten waren die drei Fahrzeugklassen gezwungen, sich hinter den drei Porsche 911 Turbo S Safety-Cars einsortieren. In dieser Zeit befanden sich die Porsche 963 Fahrzeuge im Mittelfeld der Hypercar-Klasse, während die #38 von Hertz Team JOTA sich auf Platz 14 aufhielt. Dort sollte letzteres Fahrzeug aber nicht lange bleiben.
Nach Streckenfreigabe setzten die Porsche 963 Fahrzeuge auf fokussierte Beständigkeit. Felipe Nasr, Michael Christensen, Laurens Vanthoor und António Félix da Costa arbeiteten sich konstant voran. Nach zwei Stunden Rennlaufzeit trug ihre Arbeit bereits Früchte. Der Porsche 963 #5 befand sich auf Platz zwei und die Nummer 75 direkt dahinter. Auch Hertz Team JOTA war auf dem Vormarsch mit einer Platzierung auf der Fünf und hinter ihnen der Porsche Penske Motorsport #6.
In der GTE Am-Klasse zeigten die Customer Racing Teams ebenso erfolgreiche Leistungen und nach zwei Stunden Rennlaufzeit belegten Porsche Teams die Plätze eins bis fünf. Das war jedoch der Höhepunkt des ersten Drittels – das Wetter in Le Mans machte dem gesamten Fahrerfeld einen Strich durch die Rechnung.
Gegen 19 Uhr begann es im Bereich der Kurve nach der Mulsanne Straight zu schütten. Zwar hatte der französische Wetterbericht bereits eine Sturmwarnung für den frühen Nachmittag ausgegeben, doch rund um die Strecke blieb es bis zum Abend trocken. Der plötzliche Wetterwechsel überrumpelte die Teams und selbst die schnell verkündete Safety-Car-Phase half nicht. In allen Klassen fielen die mit Slicks ausgestatteten Fahrzeuge dem Aquaplaning zum Opfer – so auch der zu dem Zeitpunkt führende GR Racing Porsche #86. Der Fahrer Pera Riccardo verlor die Kontrolle und prallte mit dem Heck gegen die Streckenbegrenzung.
Es sollte über eine Stunde lang über Teilen der Rennstrecke regnen. Es deutete sich aber schon während der Safety-Car-Phase an, dass der Porsche Werksfahrer Yifei Ye im Hertz Team JOTA Fahrzeug gegen seinen Kollegen Dane Cameron im Porsche Penske Motorsport #5 in den Angriff übergehen wollte. Als die Safety-Car-Phase beendet wurde, entbrannte ein starker Kampf um die zweite Position, den Yifei Ye schließlich gewann.
Bei aller Kollegialität wollte Dane Cameron das nicht auf sich sitzen lassen. Zwischen ihm und der Nummer 38 befanden sich kurzzeitig die beiden Ferrari-Hypercars, doch er schoss knapp an ihnen vorbei, um wieder hinter das Schwesterauto zu kommen. Im Verlauf ihres Duells überholten die beiden auch den zu dem Zeitpunkt führenden Peugeot. Somit war Hertz Team JOTA auf Platz 1 und die Nummer fünf von Porsche Penske Motorsport auf Platz 2.
Als der Abend anbrach, zeigte sich das 24-Stunden-Rennen von seiner tückischen Seite. Während Dane Cameron nur eine Position verliert, muss Laurens Vanthoor in der #6 aufgrund von Druckverlust im Hinterreifen an die Box. Den größten Rückschlag erlebte der Porsche 963 von Hertz Team JOTA: In den Porsche Curves dreht sich das Fahrzeug und kracht mit dem Heck gegen die Streckenbegrenzung, Heckteile fliegen durch die Luft. Glücklicherweise handelte es sich überwiegend um die Fahrzeugverkleidung und Yifei Ye kann sein Auto in die Box fahren.
Im weiteren Verlauf erleidet die Nummer fünf eine Sensorstörung und muss sich mittels Stop-and-Go vorankämpfen, weil Dane Cameron sein Fahrzeug neu starten musste. Zudem war der Kühlkreislauf des 963 nicht mehr dicht. Aber die #5 hatte Glück im Unglück: Die Zeit in der Garage lag vollständig in einer Gelbphase.
Auch die Nummer sechs wurde vom Pech verfolgt. Das Fahrerteam Kévin Estre, Laurens Vanthoor und André Lotterer bewies ihre Hartnäckigkeit und kämpfte sich in der Nacht von hinten bis auf Platz drei – eine beeindruckende Leistung, die Porsche Motorsport Fans schon aus den Jahren der Teilnahme in der LMP1-Klasse bekannt sein dürfte. Doch beim Überrunden eines LMP2-Fahrzeugs wurde die starke Leistung abrupt unterbrochen: die Nummer sechs muss zur Reparatur für mehr als 40 Minuten in die Box.
Besser lief es dagegen in der GTE Am-Klasse. Die Iron Dames hatten sich aus dem hinteren Bereich des Grids nach vorne gekämpft und mischten konstant in den Top fünf mit, während GR Racing sich nach ihrem initialen Rückschlag wieder erholt hatten. Auch Project 1 – AO und die #911 von Proton Competition zeigten konstant starke Leistungen. Im Team des letzteren Fahrzeugs herrschte besonders große Hoffnung: Richard Lietz und Martin Rump trainierten mit ihrem Fahrerkollegen und Schauspieler Michael Fassbender für das legendäre Rennen. Interessierte Leser können sein Training der vergangenen Saison in der YouTube-Serie „
Der Morgen in Le Mans dämmerte grau und wolkenbedeckt bei etwas kühleren Temperaturen als in den vergangenen Tagen. Die Pechsträhne für die Porsche Teams war aber noch nicht ganz abgerissen.
Nach einem ungewollten Ausflug ins Kiesbett müssen Kévin Estre und später André Lotterer über den Vormittag mehrfach in die Garage. Zwar treiben sie ihren Porsche 963 #6 bis an das verantwortbare Limit, aber vor ihnen lagen 22 Runden Aufholjagd zum führenden Fahrzeug. Bessere Chancen hatte das Fahrerteam Dane Cameron, Michael Christensen und Frédéric Makowiecki, die mit dem Porsche 963 #5 sechs Runden hinter Platz eins lagen.
In der GTE Am-Klasse zeigte das Renngeschehen wenig Wechsel. Die Iron Dames mit Sarah Bovy, Michelle Gatting und Rahel Frey in der Nummer 85 konnten dauerhaft gute Leistungen zeigen, ebenso Project 1 – AO Fahrer PJ Hyett, Gunnar Jeannette und Matteo Cairoli in der #56, besser bekannt als „Rexy“. Auch GR Racing hielt sich konstant in den Top fünf auf.
Für Proton Competition endete das Rennen leider früher: Die Nummer 911 fiel genau der tückischen Kurve zum Opfer, die schon andere Fahrzeuge aus der Bahn gebracht hatte. Michael Fassbenders 911 RSR dreht sich und kracht mit der linken Seite gegen die Reifenstapel. Zwar kann er das Fahrzeug noch in die Box retten, aber nach einigen Stunden war klar, dass das Team aus dem Rennen ausscheiden musste.
In den letzten Stunden des Rennens gab das Porsche Penske Motorsport Team in der #5 nochmal alles. Nach dem Wechsel von Frédéric Makowiecki zu Michael Christensen, unterbietet der Däne konstant die Rundenzeiten der vor ihm liegenden Fahrzeuge.
Doch 30 Minuten vor Rennende verlies das Glück das Porsche Penske Motorsport Team endgültig. Als der Porsche 963 #5 aus der Mulsanne herausfährt, begann er langsamer zu werden. Bei durchschnittlich 80 km/h rollte das Hypercar-Fahrzeug Richtung Boxengasse, während alle weiteren Fahrzeuge vorbeizogen.
In der GTE Am-Klasse war der 911 RSR von Project 1 – AO #56 zurückgefallen auf Platz sieben. Die Iron Dames #85 befanden sich auf dem vierten Platz und auf Platz drei lag GR Racing #86. Die Teams beendeten das Rennen mit den gleichen Platzierungen.
Auch wenn es in der Hypercar-Klasse nicht für das Podium gereicht hat: Das Porsche Penske Motorsport Team hat in Le Mans bewiesen, dass sie mehr als nur mithalten können. Das historische Rennen ist bekannt dafür, ein Eigenleben zu entwickeln. Reine Wettbewerbsstärke reicht selten aus und die Sieger brauchen auch das Schicksal auf ihrer Seite.