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Le-Mans-Legende Lietz: Rückblick auf fast 20 erfolgreiche Jahre mit Porsche - und was als Nächstes kommt

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WEC
Manthey Racing

Mit den meisten Klassensiegen aller Porsche-Fahrer bei den 24 Stunden von Le Mans ist Richard Lietz zum Inbegriff des Erfolgs geworden. Der Österreicher spricht über seine Siege, seinen Antrieb und sein Vermächtnis.

Richard Lietz dachte Ende 2022 bereits, seine Motorsportkarriere könnte vorbei sein. Mit dem Ende der GTE-Pro-Klasse und bereits vier Klassensiegen in Le Mans war der Österreicher eigentlich bereit, sich zur Ruhe zu setzen.

Doch es kam anders: Nach einer Saison in der European Le Mans Series im Jahr 2023 kehrte er 2024 mit Manthey in die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft zurück.

Seitdem konnte er zwei weitere GT-Klassensiege bei den 24 Stunden von Le Mans einfahren - darunter auch in diesem Jahr. Damit steht er nun bei sechs Le-Mans-Siegen - alle mit Porsche - und gehört zu einem exklusiven Kreis von nur sieben Fahrern mit sechs oder mehr Klassensiegen.

Lietz, Hardwick und Pera führen derzeit außerdem die Gesamtwertung der FIA Endurance Trophy für LMGT3-Fahrer an. Nach einem „etwas durchwachsenen“, aber „sehr positiven“ Saisonstart liegen sie drei Rennen vor Schluss mit 13 Punkten Vorsprung vorn.

Lietz kam bereits 2007 zu Porsche und konnte direkt einen GT2-Sieg in Le Mans sowie Erfolge in weiteren Serien von IMSA bis zur Asian Le Mans Series feiern. Doch warum funktioniert diese Verbindung nach fast zwei Jahrzehnten immer noch so gut?

„Zunächst einmal liegt es daran, dass Porsche gute Autos baut“, erklärt er beim diesjährigen 6-Stunden-Rennen von São Paulo, wo er für Manthey 1st Phorm gemeinsam mit Ryan Hardwick und Riccardo Pera an den Start ging.

„Im Rennsport braucht man ein gutes Auto, ein zuverlässiges Auto - und Teams, die dieses Auto kaufen und gern mit Porsche Rennen fahren möchten. Es gibt keine andere Marke - außer dieser italienischen [Ferrari] - mit einer derartigen Motorsport-Historie, für die die Menschen bereit sind, Zeit und Geld zu investieren, um auf die Rennstrecke zu gehen. Das ist die Grundlage.”

“2006 habe ich meinen ersten Vertrag bei Porsche für das Jahr 2007 unterschrieben, und seitdem lief es immer ziemlich rund. Porsche ist ein schwäbisches Unternehmen - sie unterstützen dich natürlich nur, solange sie auch etwas davon haben. So ist es im Motorsport nun mal.”

“Aber solange beide Seiten profitieren, der Erfolg stimmt, und wir auch noch Spaß dabei haben - warum sollte man dann etwas ändern? Ich glaube, wir haben gemeinsam einfach Glück und sind erfolgreich.“

Natürlich gehört im Langstreckensport immer auch eine Portion Glück dazu. Doch Lietz’ Erfolg basiert auf mehr. Immer wenn der heute 41-Jährige in ein Porsche-Cockpit steigt, passiert etwas Besonderes. Das, so betont er, liege allerdings nicht allein an ihm.

„Im Motorsport gibt es so viele Faktoren für Erfolg. Und es ist so einfach, keinen Erfolg zu haben. Das ist nie die Leistung einer Einzelperson“, erklärt er.

„Zuallererst braucht man starke Teamkollegen und einen Chef, der Menschen versteht und weiß, wie man ein Team aufbaut. Im Fußball träumen alle von elf Ronaldos. Aber elf Ronaldos können auch schwierig sein: Wer steht im Tor? Wer passt den Ball?“

„Ich hatte immer starke Teamkollegen, und wir haben ein Team aufgebaut, in dem man sich vertraut und über die Erfolge des anderen freut, wenn dieser schnell und erfolgreich ist. So einen Zusammenhalt zu schaffen und dann mit einem Team wie Manthey zu arbeiten, ist die Basis für Erfolg. Ich habe 2013 bei Manthey angefangen und fahre immer noch dort.”

“Es gibt sicherlich viele schnellere und bessere Fahrer. Aber man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, mit den richtigen Teamkollegen, den richtigen Reifen und dem richtigen Setup, um erfolgreich zu sein.”

“Ich hatte irgendwie immer das große Glück, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die den gemeinsamen Erfolg wollten und ihr Bestes gegeben haben. Ich hatte wirklich nie das Pech, in ein Team gesteckt zu werden, in dem ich mich unwohl fühlte.“

Einige seiner größten Erfolge feierte Lietz natürlich beim wohl bedeutendsten Rennen der Welt: den 24 Stunden von Le Mans.

2025 startete er schon zum 19. Mal auf dem Circuit de la Sarthe - mit einer Bilanz von sechs Siegen, drei weiteren Podien und drei vierten Plätzen, bei denen er das Podium nur knapp verfehlte.

Von seinem Debüt im Porsche 997 GT3-RSR mit IMSA Performance Matmut im Jahr 2007 über den Porsche 911 RSR und RSR-19 bis hin zum aktuellen Porsche 911 GT3 R (992) - Lietz hat inzwischen tausende Kilometer auf der französischen Rennstrecke abgespult.

„Auf dem Podium in Le Mans zu stehen, ist eines der besten Gefühle überhaupt“, sagt er auf die Frage nach seinem bedeutendsten Sieg.

„Viele der Siege waren unerwartet - vor allem der erste. Mein Großvater Alfred, der nur ein einziges Rennen in meinem Leben besucht hat, war damals da, und wir haben gewonnen. Er war der größte Porsche-Fan überhaupt - das war etwas ganz Besonderes.”

“Gleichzeitig fuhr ich für ein französisches Team in Frankreich. Selbst wenn nicht meine Hymne war, die gespielt wurde, war es trotzdem ein bisschen emotional, meinen französischen Teamkollegen [Raymond Narac] mit den Fans singen zu sehen. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Wahrscheinlich war das der Sieg, der mir für immer in Erinnerung bleibt.“

„Aber auch das Ende der Pro-Ära 2022, als ich eigentlich dachte, ich höre auf. Es war einfach eine runde Sache, das Werksprogramm so zu beenden. Es fällt mir schwer, den bedeutendsten Sieg zu benennen, aber diese beiden waren für mich sicherlich sehr schön.“

Doch seine Siege in Le Mans waren nicht die einzigen Karriere-Highlights für Lietz - der Erfolg ging noch weiter.

„Die Meisterschaft 2015 war auf jeden Fall ein Highlight. Aber ganz ehrlich: Es gab so viele Momente in all den Jahren, in denen ich dachte: Besser geht’s nicht. Und dann kam es noch besser.“

„Es ist ehrlich gesagt schwer, einen [besonderen Moment] hervorzuheben. Ich würde sagen, die Jahre 2009 und 2010 mit Marc Lieb im Felbermayr-Proton-Auto. 2009 haben wir die ELMS gewonnen und 2010 noch einmal, plus Le Mans.”

“In all den Jahren im Motorsport habe ich mich der Marke zu der Zeit am engsten verbunden gefühlt, würde ich sagen. Dass das, was wir taten, auch das war, was der Marke wichtig war.”

“Ich kam aus einem Team mit einem Gentleman-Fahrer, und plötzlich hatte ich einen Profi als Teamkollegen. Es war für mich das erste Mal als Werksfahrer. Einerseits bedeutete das jede Menge Druck, andererseits haben sie mich respektiert. Mit Marc hatte ich eine gute Zeit, und wir wurden gute Freunde.“

Natürlich weiß auch Lietz: Irgendwann kommt der Tag, den Helm an den Nagel zu hängen. 2022 sah es bereits danach aus, als die GTE-Pro-Klasse zu Ende ging. Auch 2023 dachte er, seine letzte Saison sei gekommen.

Doch es kam anders, und Lietz gab 2024 sein WEC-Comeback, nachdem ihn Manthey-Mechaniker am Telefon überzeugt hatten, an der Seite von Morris Schuring und Yasser Shahin doch noch einmal weiterzumachen.

Das Trio gewann seine Klasse in Le Mans – „einer der besseren Siege“, wie Lietz meint. Auch 2025 stieg er wieder ins Auto, diesmal jedoch mit anderen Teamkollegen und unter der Flagge von 1st Phorm.

Aber wie schafft es Lietz nach fast zwei Jahrzehnten im Rennsport, die Begeisterung aufrechtzuerhalten - und wie wichtig ist dabei der Erfolg?

„Zunächst einmal: Das Team von Manthey ist voll auf Sieg eingestellt - sie sind absolute Profis“, sagt er. „Das ist etwas, das ich heute sogar noch mehr genieße als früher, auch wegen meiner Erfahrung.”

„Ich vertraue dem Team zu 100 Prozent. Mit Menschen zu arbeiten, von denen ich weiß, dass es kaum bessere da draußen gibt - besonders im GT-Sport -, motiviert mich zusätzlich. Das Team bringt viele Vorteile mit sich, aber ein Nachteil ist: Es deckt auch jede Schwäche auf.”

„Wenn du eine Schwäche beim Fahren zeigst, sei es beim Bremsen oder beim Lenken, sagen sie es dir. Ausreden gelten da nicht. Daher ist auch das eine Art Motivation: Man will Leistung bringen und sie zufriedenstellen. Wenn sie sagen, dass es gut war, dann war es auch wirklich gut.“

Nach so vielen Siegen sind Lietz’ Ziele inzwischen einfacher geworden: „Einen guten Job machen und Manthey glücklich stimmen - dass sie es schätzen, dass ich Teil des Teams bin. Dann kommt der Erfolg automatisch.“

„Ich will dieses Jahr unbedingt Meister werden - ganz klar. Es wird sicher nicht einfach, aber am Ende geht es für mich darum, dass ich Teil dieses Teams bin, meine Aufgabe kenne und mein Bestes gebe, damit sie zufrieden sind“, fügt er hinzu.

Mit der Meisterschaftsführung in der Tasche und drei verbleibenden Rennen hat Lietz 2025 erneut die Chance, einen Titel einzufahren. Doch wie blickt er auf seine Karriere und sein Vermächtnis zurück, wenn er irgendwann doch noch aufhört mit dem Rennsport?

„Ich hoffe, die Leute erinnern sich an mich als netten Kerl“, sagt er. „Über die Jahre habe ich so viele Menschen kennengelernt. Ich glaube, ich würde mich freuen, die meisten von ihnen wiederzusehen. Wenn sie mich also als netten Kerl in Erinnerung behalten, der auch ein paar Pokale gewonnen hat, bin ich völlig zufrieden.“

Die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) kehrt am 7. September für das sechste von acht Saisonrennen zurück – mit dem Lone Star Le Mans auf dem Circuit of The Americas in Austin, Texas.

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* Soweit die Verbrauchs- und Emissionswerte als Spannen angegeben werden, beziehen sie sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots. Sie dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter wie z.B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoff-/Stromverbrauch, die CO2-Emissionen, die Reichweite und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.

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