Insights |
Lesezeit
8 Minute
Für André Lotterer und Frédéric Makowiecki geht mit dem letzten WEC Rennen der Saison 2024 die Zeit bei Porsche Penske Motorsport zu Ende. Hier teilen sie einige ihrer schönsten Porsche-Momente.
Mit dem Saisonende wird sich das Fahrer Line-up ändern, da die Porsche Werksfahrer Lotterer und Makowiecki das Porsche Penske Motorsport Team verlassen.
Lotterer ist seit 2017 Werksfahrer bei Porsche Motorsport. Er startete seine Porsche Karriere im Porsche LMP1-Programm, während Makowiecki bereits seit 2014 für Porsche fuhr.
Beide brechen zu neuen Herausforderungen auf, doch davor sprachen sie über ihre schönsten Porsche Erinnerungen und einige ihrer Lieblingsrennen.
Lotterers Reise mit Porsche begann 2017, als er zum FIA WEC LMP1-Projekt des Teams stieß. Mit sieben Podien wurde er gemeinsam mit seinen Teamkollegen Nick Tandy und Neel Jani Vierter in der Fahrerwertung.
Nachdem sich Porsche aus der WEC zurückzog, wechselte Lotterer zum Formel-E-Team, wo er in seinem ersten Rennen für Porsche in der Elektroserie ein Podium erzielte. Mit der Gründung von Porsche Penske Motorsport im Jahr 2023 kehrte er in die WEC zurück, und gemeinsam mit seinen Teamkollegen im Auto #6 kann er die Meisterschaft erneut gewinnen.
Über Rennfahren gegen Porsche, als er Audi-Fahrer war, bis zum ersten WEC-Sieg für den Porsche 963 in Katar, die Erinnerungen des dreimaligen Le-Mans-Siegers reichen bis in seine Kindheit zurück.
“Ich bin im Motorsport aufgewachsen und das Team meines Vaters setzte Rennwagen von Porsche ein, so entwickelt man eine Liebe zur Marke”, sagt er vor dem Saisonfinale in Bahrain. “Es ist der Traum eines jeden kleinen Jungens, einen Porsche zu haben, aber für mich war es, eines Tages für Porsche Rennen zu fahren. Als ich im Jahr 2017 die Möglichkeit hatte, zum Team zu wechseln, war das etwas wirklich Großes für mich.”
“Ich fuhr von 2014 bis 2016 gegen das Team und es waren großartige Kämpfe, aber ich habe immer darüber nachgedacht, dass es cool wäre, eines Tages für sie zu fahren, stolz den Namen Porsche auf meinem Anzug zu tragen und einfach Teil des Vermächtnisses zu werden und gemeinsam Geschichte zu schreiben.”
“Meine Mutter wurde 15 Minuten von Weissach entfernt geboren, daher erinnere ich mich daran, dass ich immer zur Strecke geschaut habe, als ich als Kind dort vorbeifuhr. Als ich zum Team stieß, war das sicher ein großer Moment - mein erstes Rennen waren die 6 Stunden von Silverstone. Wir standen gemeinsam auf dem Podium, aber leider habe ich keinen Sieg geholt.”
“Es gab einen harten Moment in Le Mans - wir waren kurz davor, das Rennen zu gewinnen, aber zwei Stunden vor dem Ende hatten wir einen Motorschaden. Das war schwierig für meine Seite der Garage, aber es war ein ‘Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen’-Erlebnis - wir kamen zur Box zurück, fielen uns in die Arme und wussten, wie schwer das war. Obwohl es eine Niederlage war, hat uns das zusammengeschweißt.”
Danach kam seine ‘zweite Phase’ mit dem Team, als er im Debütjahr zum neuen TAG Heuer Porsche Formel E Team stieß. Mit einer beeindruckenden Fahrt sicherte er sich beim Eröffnungsrennen in Diriyah den zweiten Platz - etwas, das er als eine seiner “besten Erinnerungen” beschreibt. Lotterer erzielte zwei weitere Podien in dieser und der folgenden Saison, bevor er das Team verließ und in die WEC zurückkehrte.
Er fährt fort: “Dies ist jetzt die dritte Phase der Herausforderungen mit dem Team in der WEC. Ich habe dieses Jahr in Katar meinen ersten Sieg mit Porsche geholt. Ich habe lange darauf warten müssen und es war sehr emotional.“
“Wir hatten dieses Jahr eine wirklich schöne Saison, sehr harmonisch mit meinen Teamkollegen, den Ingenieuren und der gesamten Crew. Jedes Mal, wenn wir in diesem Jahr zur Strecke kamen, haben wir großartige Erinnerungen produziert. Ja, es gab viele Höhen und Tiefen, im Moment aber sehr viele Höhen.”
Der Gewinn des Fahrertitels der WEC an diesem Wochenende wäre ein märchenhaftes Ende von Lotterers Zeit bei Porsche und würde seinen zweiten Titel bedeuten - den ersten holte er 2012 mit Audi.
Mit seinen Teamkollegen Kévin Estre und Laurens Vanthoor hat der Fahrer der #6 einen 35-Punkte-Vorsprung in der Fahrerwertung bei den Hypercars. Der Ferrari AF Corse #50 ist Zweiter und 10 Punkte dahinter liegt der Toyota #7 auf Platz drei.
“Wir haben immer noch das Ziel vor Augen und bleiben fokussiert - die Aufgabe ist immer dieselbe, so schnell wie möglich mit dem Auto zu fahren und keine Fehler zu machen”, sagt Lotterer. “Wir wissen, dass viel auf dem Spiel steht, aber wir sind in einer starken Position, daher können wir es uns leisten, vielleicht etwas weniger Risiken einzugehen. Es ist besser, im Fluss zu bleiben und konzentriert nach vorne zu schauen, und wir haben dieses Jahr bewiesen, dass wir darin gut sind.”
Auch wenn Lotterer seine Pläne für die Zukunft noch nicht verraten hat, hat er vor seinem letzten Kapitel mit dem Team eine herzliche Nachricht an Alle verfasst, die in das Projekt eingebunden sind:
“Ein riesiges Dankeschön ist natürlich das Wichtigste, was ich sagen will. Ein großes Herz voller Dank an Alle. Wir alle wissen, wie viel Leidenschaft wir investiert haben, aber es bedeutete auch eine Menge Arbeit, Hingabe und Überstunden, um den Erfolg zu erreichen.”
Er fügt hinzu: “Ich habe schöne Beziehungen mit allen möglichen Abteilungen des Unternehmens aufgebaut und die Zusammenarbeit genossen, und diesen Teil werde ich auf jeden Fall vermissen. Ich weiß immer noch nicht, was ich in Zukunft tun werde, aber ich hoffe, dass das nicht unsere letzte Zusammenarbeit ist. Aber ja, ein großes Dankeschön an euch, und wir sehen uns.”
Makowiecki hat, genau wie Lotterer, eine lange Geschichte mit Porsche, die über 11 Jahre zurückreicht. Nachdem er in GT-Fahrzeugen der Marke aus Weissach gefahren ist, stieg er bei der Rückkehr des Teams in die Topklasse 2023 zu den Hypercars auf. Zu seinen beeindruckenden Ergebnissen zählen jeweils zwei Siege bei den 12 Stunden von Sebring und dem “Petit Le Mans”-Rennen sowie ein herausragender Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2022 - alle am Steuer des Porsche 911.
Zu seinen schönsten Erinnerungen allerdings gehört seine entscheidende Entwicklungsarbeit am Porsche 963, mit dem er das Auto von einem Konzept zu einem siegreichen Rennwagen machte.
“Meine allererste Erinnerung ist der erste Kilometer, den ich für den 963 in Weissach gemacht habe,” erinnert er sich. “Hunderte von Menschen zu sehen, die an diesem Projekt arbeiteten, als wir den ersten Rollout mit dem Auto machten, als dieses Auto geboren wurde und seine ersten Meter fuhr, es war eine solche Ehre und Verantwortung, das Auto zu fahren und dabei die Augen von Allen zu sehen.”
“Damals hatten wir noch nicht die vollständigen Hybridsysteme, also fuhren wir nur mit dem Verbrennungsmotor. Es war so einfach, das Auto abzuwürgen, aber es dauerte 15 Minuten, das Auto wieder zu starten. Alle schauten mich an und meine Finger zitterten, weil ich befürchtete, es abzuwürgen. Wirklich alle waren da und ich fuhr los und sah wie ein Fahranfänger aus - das war hart!“
“Eine andere Erinnerung war der Schritt, den wir zwischen letztem und diesem Jahr gemacht haben - dieses Jahr sind wir in der Meisterschaft angekommen, fühlten uns bereit und hatten mehr Gewissheit, wohin wir gehen wollen. Weißt du, ein Team, das mehr zusammenhält, denn manchmal dauert es seine Zeit, bis alle Leute gut zusammenarbeiten, denn wir sind in einem Sport, wo eine einzelne Person nicht alles verändern kann. Das gelingt nur allen gemeinsam, wenn wir ein Team sind. Und nur so ist man in der Lage, verrückte Dinge zu erreichen.”
Im Rückblick erinnert sich Makowiecki auch an einige spannende Siege, wo er nach schwierigen Starts dennoch die oberste Stufe des Podiums erreichte.
“Beim ersten Rennen in Silverstone 2014 gab es eine rote Flagge und wir haben das Rennen gewonnen, weil wir wegen Funkproblemen nicht gestoppt haben.”
“Als wir das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen haben, hatten wir einen Reifenschaden in der ersten Runde und lagen auf Platz 160. Wir dachten, es sei vorbei, denn der Nürburgring ist einer der Orte, wo du einen Vorsprung brauchst, um das Rennen zu beenden. Alle vier Fahrer fuhren jede Kurve, jede Runde Vollgas, ohne jeglichen Spielraum, und wir gewannen das Rennen, obwohl man normalerweise keine Chance hat, das Rennen zu gewinnen, wenn man konstant am Limit fährt.” “Ich erinnere mich sehr gut an eines der Mega-Rennen in Sebring 2018. In diesem Rennen waren Nick, Patrick und ich jeden Moment der 12 Stunden am Limit. Und es war fantastisch, denn ich glaube, dass wir im gesamten Rennen nicht schneller hätten fahren können und wir haben gewonnen - das war mega.“
“Der GT-Sieg in Le Mans 2022: Man kommt an und ich habe seit 2014 so hart gekämpft, um das Rennen zu gewinnen. Wir haben einige Male geführt und so einige Male die Chance gehabt, zu gewinnen, aber der Pokal ging an jemand anderen und man ist frustriert. Im Jahr 2022 war ich unzufrieden mit meinem Start, ich war unglücklich darüber, zu Beginn nicht das Rennen zu fahren, das ich wollte. Ab der Mitte des Rennens haben wir aufgedreht und das Rennen gewonnen. Solche Dinge sind wirklich magisch.”
Am Vorabend seines letzten Rennens zollt Makowiecki zwei Schlüsselfiguren auf seinem Weg Tribut - Hartmut Kristen und Martijn Meijs, die ihn zu Porsche brachten - und dankte dem gesamten Team für seine harte Arbeit.
Beide Fahrer werden einer neuen Herausforderung entgegenblicken. Dafür wünscht ihnen das ganze Team alles Gute und viel Erfolg.