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Nach den 8 Stunden von Bahrain geht eine spannende Rennsport-Saison 2023 zuende. Ein guter Zeitpunkt, die Triumphe und Rückschläge des Porsche Penske Motorsport Teams und die letzten Rennen des Porsche 911 RSR Revue passieren zu lassen.
Als 2021 verkündet wurde, dass Porsche gemeinsam mit Team Penske bei zwei der weltweit größten Langstreckenrennen an den Start gehen soll, waren die Erwartungen groß: Zwei wohlbekannte Namen im Motorsport kommen zusammen, die schon in der Vergangenheit erfolgreich als Partner aufgetreten sind— und sie hatten ihren Blicke auf die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft gerichtet. Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung, sagte damals: "Wir wollen die neue Ära mit den LMDh-Prototypen fördern und prägen."
Seitdem arbeiten die Teams gemeinsam an dem Porsche 963 — von der Entwicklung bis zu den ersten Tests in 2022 sind Ingenieure und Mechaniker zu einer Einheit zusammengewachsen. Und das gemeinsame Ziel ist klar: der 20. Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Nun neigt sich die Saison 2023 dem Ende zu und mitunter die vier Porsche 963 von Porsche Penske Motorsport haben bereits einige Kilometer hinter sich gebracht. Zeit für einen Rückblick auf das vergangene Jahr.
Der erste Auftritt des Porsche 963 und des Porsche Penske Motorsport Teams in der FIA WEC fand bei den 1000 Meilen von Sebring statt. Zunächst ging es nur darum, sich in die Rennsaison einzufinden und soweit möglich eine gute Position zu erreichen. Im Verlauf des Rennens schaffte es das Team der #6 (André Lotterer, Kévin Estre, Laurens Vanthoor) sich eine ganze Weile gegen die Konkurrenten Ferrari und Cadillac durchzusetzen. Ein klares Zeichen für die restliche Saison: Porsche Penske Motorsport wollte Siege einfahren.
Schon bei den 6 Stunden von Portimão kam das Porsche Penske Motorsport Team in Siegesnähe. Der Porsche 963 #6 konnte lange Zeit mit den Fahrzeugen in der Führung mithalten und den eigenen dritten Platz halten. Auch, als es kurzzeitig so aussieht, dass der zu dem Zeitpunkt fahrende André Lotterer nicht genug Kraftstoff haben würde, um das Rennen zuende zu führen: Ein kurzer Stopp in der Box und gutes Timing später beendet er das Rennen auf Platz drei auf dem Podium.
Das Wetter der Ardennen deutete schon an, dass es ein schwieriges Rennen werden würde. Die Spannung war groß für Hertz Team JOTA, denn die 6 Stunden von Spa-Francorchamps boten die erste Bühne für den goldenen Porsche 963 mit der Nummer #38. Auch sie konnten bei ihrem ersten Auftritt gut im Mittelfeld mithalten. Die #6 von Porsche Penske Motorsport kam relativ früh in eine gute Top-3 Position und die #5 verfogte verbissen die vorausfahrenden Fahrzeuge von Platz fünf aus. Das war auch gut so, denn die #6 schied aus und die #5 wollte es dafür umso mehr. Das Team bestehend aus Frédéric Makowiecki, Dane Cameron und Michael Christensen befand sich lang auf Platz drei, bis die #5 schließlich das Rennen auf Platz vier beendete.
Obwohl die 24 Stunden von Le Mans mitten in der Saison stattfanden, waren sie doch für viele der Höhepunkt der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Denn das historische Rennen feierte das 100. Jubiläum und zwei Hersteller hegten den großen Wunsch, ihrer langjährige Historie auf der Circuit des 24 Heures um einen weiteren Titel zu erweitern: Porsche und Erzrivale Ferrari. Für Porsche ging es um den 20. Gesamtsieg an der Sarthe und um ein besonderes Geschenk zum eigenen 75. Jubliäum. Das Porsche Penske Motorsport Team trat mit drei Fahrzeugen an. Zu der #5 und #6 kam die #75 hinzu. Leider erfüllte sich nicht der Traum eines Sieges mit dieser Fahrzeugnummer. Die #75 schied früh aus und nach einem erfolgreichen ersten Renndrittel erlitten die Porsche Hypercar Teams einen Rückschlag nach dem anderen. Hertz Team JOTA lag lange in Führung, bis sie mit der Streckenbegrenzung kollidierten. Der Porsche Penske Motorsport 963 #6 muss mehrfach repariert werden, während die #5 einige Runden aufholen musste. Die 24 Stunden von Le Mans bewiesen wieder die alte Motorsport-Weisheit: "Du gewinnst Le Mans nicht. Le Mans lässt dich gewinnen." Der 20. Gesamtsieg für Porsche muss noch warten.
Bei den 6 Stunden von Monza feierte der Porsche 963 #99 von Proton Competition seinen ersten Auftritt. Und damit war das Aufgebot an Porsche 963 Hypercars in der WEC für 2023 vollständig. Das Rennen selbst verlief aus strategischer Sicht gut für Porsche Penske Motorsport, denn mit der richtigen Boxenstopp-Strategie kamen beide Fahrzeuge an einem Punkt in Führung. Die Teams holten alles, was zu diesem Zeitpunkt möglich war, aus ihren Porsche 963 Fahrzeugen raus. Es reichte zwar nicht für einen Platz auf dem Podium, aber dennoch zeigte das Team sich zufrieden.
In Japan setzte sich der Porsche 963 #6 von Porsche Penske Motorsport früh an die Spitze. Mit einer wagemutigen Aktion von Fahrer Laurens Vanthoor kam das Team lange in eine Position an der Spitze und das selbst gegen den Lokalmatador Toyota. Eine sechstündige Führung war zwar nicht möglich, aber der Vorteil verhalf dem Team bis zum Schluss. Kévin Estre, André Lotterer und Laurens Vanthoor konnten den dritten Platz des Podiums mit ihrem Team feiern.
Direkt in der Anfangsphase verlor der Porsche Penske Motorsport #6 den vierten Platz. Dennoch blieb das Team fokussiert und nahm die Verfolgung auf. Trotz des Rückschlags blieben sie an den führenden Fahrzeugen dran und kämpften verbissen darum, vorwärts zu kommen. Nach einigen Duellen, insbesondere gegen Ferrari, beendete das Porsche Penske Motorsport Team das Rennen auf den Plätzen fünf für die Nummer #6 und sieben für die Nummer #5. Hertz Team JOTA verpasste knapp das Podium auf Platz vier und Proton Competition erreichte den zehnten Rang.
Für die Kundenteams mit dem Porsche 911 RSR verlief das letzte Jahr der LMGTE Am-Klasse erfolgreich. Besonders das reine Frauenteam der Iron Dames erreichte dreimal die Pole-Position und schloss die Rennen mehrfach innerhalb der Punkte ab, um so eine gute Gesamtwertung zu erzielen. Sie erreichten auch die Pole-Position in Bahrain und lagen in Führung, bis die Iron Lynx sie überholten. Aber sie hielten ihre Position hinter den Teamkollegen bis diese sich aus dem Rennen zurückziehen mussten und kehrten damit zurück an die Spitze. So beendeten sie das Rennen auf Platz eins. Nach Abschluss der Saison konnten sie so den zweiten Platz der Klassenteamwertung gewinnen. Die Iron Lynx hatten in der letzten Saison des Porsche 911 RSR mit einigen Herausforderungen zu kämpfen, doch sie gaben nicht auf. Ihr Siegeswille wurde schließlich im letzten Rennen in Bahrain entlohnt: Bereits in der ersten Stunde des Rennens übernahmen sie die Führung und hielten diese auch über Stunden. Leider musste das Team etwa zwei Stunden vor Ende der 8 Stunden von Bahrain sich aus dem Rennen zurückziehen.Auch Dempsey-Proton Racing erreichten gute Platzierungen innerhalb der Rennen und kamen bis zum letzten Rennen in Bahrain einer Chance auf einen Podestplatz der Klassenteamwertung sehr nahe. Ihre Teamkollegen von Proton Competition schnitten weniger erfolgreich ab, können aber auf eine lange Geschichte voller Siege zurückblicken. Project 1 - AO musste zwar auf Siege verzichten, konnten aber immer gut mit dem Grid mithalten. Aber den größten Sieg hatten sie sowieso schon seit Le Mans gewonnen: Dort stellten sie die jetzt beliebte "Rexy"-Livery vor und wurden so zu den Siegern der Fanherzen. Alle Teams haben mit dem Porsche 911 RSR den Zuschauern spannende Platzkämpfe geboten und mit viel Herz ein Fahrzeug über die letzte Ziellinie gebracht, das seit Jahrzehnten im Motorsport eine Ansage war. Der Porsche 911 RSR erlebte mit und durch diese Kundenteams alle möglichen Höhen und Tiefen, von Tränen der Trauer oder Freude bis hin zu den breitesten Grinsen auf dem Podium.