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Die Elite des Esports kam zusammen, um den Porsche Junior Alessandro Ghiretti in die Welt des Simracings einzuführen und ihn dabei auch auf seinen vollen Rennkalender vorzubereiten.
Nach umfangreichen Test im Rahmen der Sichtungsveranstaltung des Porsche Motorsport Junior Programme stellte Ghiretti sein außergewöhnliches Talent unter Beweis. Auf dem Autódromo Internacional do Algarve in Portugal hatte er sich gegen elf Kontrahenten durchgesetzt und wurde somit zum Porsche Junior 2024 ernannt. Letzte Saison erreichte der 22-Jährige zusätzlich zur Rookie-Meisterschaft im Supercup auch den Gesamtrang 2 im Porsche Carrera Cup France. Dieses Jahr fährt er im Porsche Mobil 1 Supercup und geht zudem bei ausgewählten Rennen des Porsche Carrera Cup France und des Porsche Carrera Cup Asia an den Start. Der Besuch in Gronau, im Hub des Coanda Esports Racing Teams, war ein wichtiger Teil in seiner Saisonvorbereitung. Für Ghiretti war es eine wertvolle Erfahrung, da er bisher noch keine Erfahrung im Esport oder Sim-Rig sammeln konnte. Sein Talent zeigte sich jedoch schnell auch im Simulator, und er resümiert seinen ersten, positiven Einblick in die Welt des virtuellen Rennsports: „Das Interessante am Simracing ist für mich, dass es jedem offensteht“, so Ghiretti. „Natürlich ist es viel zugänglicher als der reale Rennsport.“ „Und virtuelle Rennen zu verfolgen ist spannend – die Risikobereitschaft der Fahrer, die Dynamik und die Action können einen mitreißen.“ „Unfälle kosten einem zwar den Sieg, aber nicht das Leben. Deshalb wagen die Fahrer unglaubliche Manöver, was sehr unterhaltsam ist.“
Neben der Perfektionierung seines Fahrstils arbeitete Ghiretti im Simulator auch mit seinem Mentaltrainer an der Konzentrationsleistung – eine Fähigkeit, die auf seinem Weg zum Porsche-Werksfahrer und möglichen Einsätzen bei Langstreckenrennen entscheidend ist. Mit der besonderen psychologischen Komponente von Langstreckenrennen sind die Fahrer des Porsche Coanda Esports Racing Teams durch ihre regelmäßige Teilnahme an virtuellen Endurance-Rennen bestens vertraut. Zu Beginn dieses Jahres fuhren Josh Rogers und Charlie Collins gemeinsam die iRacing 12h von Sebring und sicherten sich den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Rogers war zudem Teil des vierköpfigen Teams, das bei den Le Mans Virtual den Sieg für das Porsche Coanda Team einfuhr. „Die Ruhe zu bewahren, halte ich für essenziell“, sagt der zweimalige Porsche TAG Heuer Esports Supercup Gewinner Rogers. „Man lässt sich bei solchen Rennen schnell von Emotionen leiten, was das Fahrverhalten beeinflusst.“ „Auch wenn man im Flow ist und das Unterbewusstsein übernimmt, ist es wichtig, noch strategisch zu denken und zu handeln. Man muss kalkuliert sein, egal unter welchen Umständen.“
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Rennverpflichtungen Ghirettis in diesem Jahr und denen der Spitzen-Esports-Profis liegt in der Vielfalt der Fahrzeuge und vor allem der Strecken, die sie beherrschen müssen. Viele Esports Rennfahrer wechseln regelmäßig zwischen Fahrzeugen der LMP- und GT-Klassen und können dabei am selben Tag auf diversen Strecken durchstarten. Sie müssen sich auf die Formate der Rennwettbewerbe anpassen und für alles gleichermaßen vorbereitet sein. Diese Anpassungsfähigkeit bewies Rogers eindrucksvoll in der ESL R1 Esports Serie im November letzten Jahres, als er am letzten Turniertag im neunten Rennen mit dem fünften Tagessieg das ESL R1-Herbstfinale für sich entschied. „Wegen des Formats gibt es für die Organisatoren der Serien viel mehr Flexibilität und Freiheit, sie richtig spannend zu gestalten", ergänzte er. „Bei der ESL R1 im vergangenen Jahr hatten wir Starterfelder mit 12 Autos, Qualifikationsläufe, Halbfinale und Finale, alles in einem großangelegten Turnier. Der bisherige Verlauf einer Meisterschaft kann an einem Tag komplett auf den Kopf gestellt werden.“ „Die Veranstalter haben unzählige Möglichkeiten, die Events sowohl für die Zuschauer als auch für uns Fahrer zu einem adrenalingeladenen Erlebnis zu machen.“
Esports Fahrer können mit jedem beliebigen Fahrzeug auf jeder Strecke üben. Sie können sich deutlich besser auf die Herausforderungen vorbereiten, während die Zeit auf realen Strecken begrenzt ist. So entstehen heftige Konkurrenzkämpfe, besonders beim Qualifying, wo die Abstände enger sind als beim klassischen Motorsport. „Wenn ich mich auf einen Unterschied festlegen müsste, wäre es, wie nah wir alle beieinander liegen“, sagte Charlie Collins, Fahrer des Porsche Coanda Esports Racing Teams. „Wir haben viel mehr Zeit und Übungsmöglichkeiten als die Rennfahrer in der realen Welt. Wir können uns viel mehr auf kleinste Details fokussieren.“ „Dadurch trennen Fahrer beim Qualifying oft nur ein oder zwei Zehntelsekunden. Das führt zu extrem knappen Rennen, was ich persönlich sehr aufregend finde.“ Ghirettis umfangreicher Rennkalender beginnt dieses Wochenende auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya mit der Eröffnungsrunde des Porsche Carrera Cup France. Auf seinem weiteren Programm stehen alle acht Etappen des Porsche Mobil 1 Supercup sowie sechs Veranstaltungen sowohl im Porsche Carrera Cup France als auch im Porsche Carrera Cup Asia. Das Porsche Coanda Esports Racing Team hingegen freut sich auf den Beginn der neuen ESL R1-Saison. Die Meisterschaft auf der Simulationsplattform Rennsport ist zentraler Bestandteil des Esports Kalenders.