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Marvin Klein versammelte nach erstklassigem Start das Feld hinter sich und führte es souverän durch zwei Safety-Car-Phasen bis ins Ziel an. Hinter ihm entbrannte ein sehenswerter Kampf der Gesamtwertungsführenden – Spa war mitreißend!
Die Ardennenachterbahn bei Spa-Francorchamps lud 2024 mit wechselhaften Wetterbedingungen und natürlich hunderttausenden rennverrückten Fans zum Tanz über die rot-gelben Kerbs. Pünktlich zum Porsche Markenpokal-Highlight im Rahmen des Formula 1 Belgian Grand Prix waren Teile des Circuits frisch asphaltiert worden. Das versprach besseren Grip und schnellere Rundenzeiten. Der zu Lauf 6 in der Gesamtwertung des Porsche Mobil 1 Supercup 2024 immer noch führende Larry ten Voorde (NLD) hatte erst am Vorwochenende auf dem Hungaroring den Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren und mit einer für ihn enttäuschenden P7 das Meisterschaftsrennen wieder offen gestaltet. Jetzt erwartete ihn die vielleicht berühmteste Kurven-Kombo Eau Rouge/Raidillon, um dem weiteren Saisonverlauf eine Richtung zu geben. Mit Harry King (GBR) und Marvin Klein (FRA) waren ihm zudem zwei hoch veranlagte und nachweislich extrem schnelle Konkurrenten auf den Versen. Da kann man schon mal eine Tube Mayo extra auf die Pommes drücken und genüsslich Porsche Supercup Spannung vom Feinsten aus Belgien inhalieren.
Im Training lag der Fokus zunächst auf dem neuen Asphalt in einigen Streckenabschnitten, auf dem die Fahrer beim Bremsen und Einlenken erst das richtige Timing finden mussten. Besonders offensichtlich wurde das eingangs der Bus-Stop Schikane, wo ein paar Fahrer in die Auslaufzone fuhren. Francesco Braschi beendete die Session nach einem Abflug, bei dem er seinen Kühler beschädigte, frühzeitig. Trotz klarer Vorgaben im Drivers Briefing zum Rennwochenende kam es erneut zu zahlreichen Track-Limit-Verstößen. Samer Shahin (AUS) hatte in der Anfahrt zur Eau Rouge einen gefährlichen Moment, als er sehr nah an die Wand vorbei ging. Darüber hinaus gab es einige Verbremser und Ausritte, die jedoch ohne größere Folgen blieben. Die beste Trainingszeit erzielte Marvin Klein und setzte damit einen Trend, der das gesamte Wochenende anhalten sollte.
Zu Beginn des Qualifyings war die Strecke vom morgendlichen Dauerregen noch feucht. Mit Blick auf die bereits weitgehend abgetrocknete Ideallinie entschieden sich die Teams, direkt auf Slick-Reifen raus zu gehen. Es entbrannte sofort ein spannender Kampf um die Pole Position, denn für allzu viele Runden ist die Strecke in Spa zu lang bzw. die Session zu kurz. Speziell die drei Fahrer von Schumacher CLRT – Klein, ten Voorde und Porsche Junior Alessandro Ghiretti (FRA) – dominierten zu Beginn. Noch vor dem Reifenwechsel sorgte Marvin Klein (FRA) für Aufsehen, indem er mit einer Zeit von 2:20.058 Minuten einen neuen Pole-Rekord des Porsche Supercup in Spa aufstellte. Wegen aufkommenden Regens auf Teilen der Strecke konnte diese Zeit keiner mehr auf dem normalerweise schnelleren 2. Reifensatz attackieren. Zuvor hatte sich Huub van Eijndhoven (NLD) auf P3 hinter den beiden CLRT Porsche von Klein und ten Voorde einsortiert, dicht gefolgt von King und Ghiretti. Die Karten für ein dramatisches Rennen waren gemischt.
Was sich in Practice und Qualifying schon angedeutet hatte, bestätigte sich auch im Rennen am Sonntag: Marvin Klein war der Mann von Spa-Francorchamps. Er verteidigte seine zweite Pole im Porsche Mobil 1 Supercup 2024 souverän und fuhr einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg für Schumacher CLRT ein. Bereits beim Start setzte er sich von seinen Verfolgern ab, ließ Ten Voorde schon in La Source souverän abblitzen und kontrollierte das Rennen mit bemerkenswerter Gelassenheit. Auch die zwei Safety-Car-Phasen, die das Feld immer wieder zusammenbrachten, konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen. Seine Leistung wurde nicht nur von seinem Team, sondern auch von den Fans mit Standing Ovations gefeiert. Mit King und ten Voorde ist er der 3. Rennsieger der Saison.
Das Rennen startete turbulent mit Platzwechseln in allen Teilen des Feldes. Sehenswert war das Duell mit Ten Voorde und Van Eijndhoven, die nebeneinander durch Eau-Rouge und Raidillon gingen. King hängte sich an Van Eijndhoven und ging gleich zu Beginn an Ten Voorde vorbei. Weiter hinten kam es zu einer Kollision, bei der Gastfahrer Flynt Schuring (NLD) auf der Strecke blieb und das Safety Car zum ersten Mal auslief. Nach dem Re-Start ging es gleich wieder zur Sache und Kas Haverkort, Führender der Rookie-Wertung, fiel nach einem Duell mit seinem Landsmann Robert de Haan fluchend ans Ende des Feldes zurück. Nach einem weiteren Zwischenfall musste Shahin sein Auto im Kies abstellen – das Safety Car kam zum zweiten Mal raus. Anfang der Runde 7 ging es im Renntempo weiter – es blieben noch 6 Runden für feinsten Porsche Markenpokalsport.
An der Spitze hatten sich Klein und Van Eijndhoven abgesetzt, dahinter lieferten sich King und Ten Voorde ein rundenlanges Duell. Immer wieder versuchte der Niederländer den Briten zu attackieren. In der letzten Runde wagte er dann einen Torpedo-Move in der La Source Kurve am Ende der Start-Ziel-Geraden. King ließ ihn passieren, war aber auf der schnellen Innenseite der Kurve und zog auf gleiche Höhe. Im Parallelflug jagten beide durch die Eau Rouge bis über die Kemmel-Gerade – mehrere Berührungen inklusive. In der Les Combes Kurve war der Brite dann auf der besseren Linie und Ten Voorde musste zurückstecken. Was für ein großartiges Racing der beiden Konkurrenten um den Championtitel! Bei den Rookies führte zu dem Zeitpunkt Ariel Levi (ISR), der durch eine Zeitstrafe wegen Track-Limit-Überschreitungen jedoch auf den 2. Rookie-Podestplatz zurückfiel.
Der Sieg von Marvin Klein bringt ihn bis auf 5 Punkte an Harry King heran, der wiederum nur noch 7 Zähler hinter dem Führenden Larry ten Voorde liegt. Vor den noch verbleibenden zwei Saisonrennen ist der Meisterschaftsausgang also wieder komplett offen. In der Rookie Wertung liegt Kas Haverkort nach wie vor vorne, hat aber nur einen Punkt aus Spa mitgenommen. De Haan hat 10 Punkte Rückstand und kann seinem Landsmann noch gefährlich werden. Auf den Deutschen Theo Oeverhaus auf der 3. Position werden wir für den Rest der Saison ganz genau achten müssen – allerdings hat er wie sein ärgster Verfolger Mathys Jaubert (FRA) nur noch geringe Chancen, zur Spitze aufzuschließen. In der Team-Wertung kämpfen nur noch Schumacher CLRT und BWT Lechner Racing um die Krone. Mit 109 Punkten auf die Spitze ist der Abstand des drittplatzierten Teams UNISERVER by TEAM GP ELITE zu groß, als dass es im Rennen um die Team-Meisterschaft noch eine Rolle spielen könnte.
Den nächsten Stopp legt der Porsche Mobil 1 Supercup im niederländischen Zandvoort ein. “Ausgerechnet hier!” werden sich Klein und King denken, denn K&K bekommt an der Nordsee vergleichsweise wenig Rückenwind. Larry ten Voorde hingegen feiert ein Heimspiel vor der “Orange Army” der niederländischen Motorsportfans. Wir freuen uns mit ihnen und allen Beteiligten auf die Fortsetzung der Meisterschaftsjagd durch die Steilkurven in den Dünen!