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Neue Kerbs, neue Kiesbetten und volle Ränge: Imola brachte den Porsche Mobil 1 Supercup direkt auf Renntemperatur. Die nutzte Larry ten Voorde perfekt für einen Start-Ziel-Sieg und die schnellste Imola-Supercup-Rennrunde aller Zeiten. Congratulazioni!
Anders als 2023 zeigte sich das Wetter beim Saisonauftakt des Porsche Supercup von seiner schönsten Seite. Dementsprechend motiviert gingen die Fahrer und Teams zur Sache, allen voran Larry ten Voorde (NLD). Er hatte mit dem Autodromo von Imola ohnehin noch einen Rechnung aus dem Porsche Carrera Cup Deutschland offen. Auf dem Asphalt lieferten die internationalen Akteure hinter dem Lenkrad erwartungsgemäß Höchstleistungen ab, was wiederum die Stimmung der Zehntausenden Tifosi förderte. Das spürten besonders die insgesamt sechs italienischen Fahrer und vier italienischen Teams, von denen am Ende Keagan Masters (ZAF) von Ombra Racing und Rookie Aldo Festante (ITA) von Dinamic Motorsport eine Top-Ten-Platzierung holten.
Die Practice Session am Donnerstagabend gestalteten die Sportler diszipliniert und ohne längere Ausflüge ins Kiesbett. Die zweimalige Unterbrechung infolge von Gelb kostete nur wenig Track Time, so dass bis auf Rookie Robert de Haan (NLD) alle gut vorbereitet ins Qualifying gingen. Der mit 17 Jahren jüngste Fahrer im Feld und Neuling im Team BWT Lechner Racing konnte wegen technischer Probleme keine einzige gezeitete Runde drehen, holte im Qualifying am Freitag aber dennoch P3.
Das Qualifying um die Mittagszeit bescherte den Fahrern ideale Streckentemperaturen und der zunehmend bessere Grip in den letzten Runden würfelte das Grid immer wieder durcheinander – Spannung pur! Am Ende sicherte sich Larry ten Voorde mit 0,138 Sekunden Vorsprung vor Harry King (GBR) Startplatz 1. Insgesamt zwölf Fahrer qualifizierten sich innerhalb von nur einer Sekunde, von den Rookies schafften es fünf unter die ersten zehn. Die Vorzeichen für ein ereignisreiches Rennen waren großartig.
Und diese Vorzeichen sollten sich allesamt schon vom Start weg bewahrheiten. Dieser gelang Ten Voorde nicht optimal – er hatte King kurz neben sich und De Haan fast im Diffusor. Vor Kurve 2 war der zweimalige Supercup-Champion jedoch innen und der Engländer musste zurückstecken. Die Attacke von De Haan nutzte Marvin Klein (FRA) aus und zog hinter Harry King am Rookie vorbei – Schumacher CLRT und BWT Lechner Racing sortierten sich an der Spitze ein. Dahinter wurde es direkt eng. Zu eng für Alessandro Ghiretti (FRA), Lokalmatador Simone Iaquinta (ITA) und Rookie Kas Haverkort (NLD), durch deren Dreikampf vor der Variante Villeneuve im Endeffekt zwei DNF verursacht und die einzige Safety-Car-Phase des Rennens ausgelöst wurde.
Porsche Junior Ghiretti war im Sandwich mit Iaquinta und Haverkort mit dem Italiener kollidiert. Er fuhr seinen Porsche 911 GT3 Cup mit gebrochener rechter Vorderradaufhängung noch langsam zurück in die Box. Bitter: Beim Supercup Finale 2023 war Ghiretti bei einem ähnlichen Unfall ebenfalls ausgeschieden. Damals hatte ihm Iaquinta noch Schützenhilfe in der Rookie-Meisterschaft geleistet – heute schlug der Italiener nach dem Kontakt mit Ghiretti in die Bande ein und musste unverletzt, aber sichtlich verärgert den Weg ins Paddock zu Fuß antreten. Kas Haverkort blieb im Rennen und landete später sogar noch auf dem Rookie-Podium. Mit Sicherheit war der Vorfall im Bereich “Racing mit Ellbogen” angesiedelt. Rennsituationen wie diese wiederholten sich später auch noch mit Ariel Levi (ISR) und Alexander Tauscher. Der Deutsche kam nicht ins Ziel, ebenso wie Mathys Jaubert (FRA), der schon am Start liegen geblieben war.
Zurück zum Renngeschehen: Nach dem Restart entwickelte sich ein enger Fight an der Spitze, bei dem Ten Voorde mit einer sehr starken Leistung seinen Titelanspruch für die Saison 2024 formulierte. Auch mit der schnellsten Supercup-Rennrunde, die jemals in Imola gefahren wurde, zeigte der Niederländer, dass er in Topform ist. 1:43.826 Min. stand am Ende auf der Uhr – den alten Rekord hatte Marvin Klein gehalten. Der guten Stimmung im Team Schumacher CLRT tat dies allerdings keinen Abbruch: Von P1 aus feuerte Ten Voorde seinen Teamkollegen Klein sogar noch über den Boxenfunk an, sich Harry King auf P2 zu schnappen. “Come on, Marvin can do this!” war deutlich zu hören, während der schnelle Franzose immer wieder versuchte, sich doch noch am Briten vorbeizuschieben. Durch den Druck konnte King keinen Angriff mehr auf P1 starten – so geht Teamwork.
Im Ziel freute sich Larry ten Voorde, dass er in Imola doch gewinnen kann – Revanche gegen King geglückt. Er feierte zudem nicht nur den Sieg im Auftaktrennen des Porsche Supercup, sondern auch die schnellste Rennrunde, seinen 10. Sieg in der Serie und den 60. Sieg in seinem insgesamt 200. Porsche Markenpokal Rennen. Warum all diese beeindruckenden Statistiken ausgerechnet im Supercup so richtig rund werden? Weil Larry eben nicht nur schnell ist, sondern auch ein perfektes Timing hat. Die ersten drei Plätze wurden von etablierten Kräften besetzt – P4 bis P6 hingegen gingen an Rookies: Robert de Haan und Theo Oeverhaus (DEU) von BWT Lechner Racing standen damit auch gleich auf P1 und P2 des Rookie Podiums, Kas Haverkort von UNISERVER by TEAM GP ELITE freute sich über Platz 3. Weitere drei Rookies landeten unter den ersten zwölf, noch vor Jaap van Lagen. Der Veteran aus den Niederlanden fährt fast genauso lange im Supercup, wie de Haan alt ist.
Lauf 2 des Porsche Mobil 1 Supercup folgt in Kürze und wird fürstlich – wir sind in Monaco unterwegs. Hier sind übrigens mit van Lagen (2015), Ten Voorde (2021+2022) und King (2023) drei aktive Fahrer dabei, die sich bereits in diesem prestigeträchtigen Rennen den Sieg sichern konnten. Wer es 2024 aufs Podium schafft, wissen wir nach dem kommenden Wochenende. Wir freuen uns drauf!
Gesamtwertung des Porsche Mobil 1 Supercup nach Lauf 1 in Imola